Viele Hunde haben Probleme mit der Magensäure, deshalb ist die schmerzende Säure auch immer wieder Thema unter Hundehalter*innen. Ob die Beschwerden des Hundes durch zu viel oder zu wenig Magensäure verursacht werden, lässt sich auf den ersten Blick leider nicht erkennen. Denn die sichtbaren Symptome sind bei beiden Versionen sehr ähnlich. Wie du vielleicht trotzdem herausfinden kannst, ob dein Hund unter einem „Zuviel“ oder „Zuwenig“ leidet, erfährst du, wenn du hier weiter liest.

Auch wenn es manchmal anders erzählt wird, ist meine Erfahrung, dass die meisten Hunde mit zu viel Magensäure zu kämpfen haben.

Wofür braucht der Hund die Magensäure?

Zum Verdauen, das ist klar. Aber wie verdaut der Hund? Der Verdauungsvorgang beginnt beim Hund erst im Magen. Bei uns Menschen schon im Mund, deshalb sollen wir auch so gut kauen, um die Verdauungsenzyme anzuregen. Ein Hund hat im Speichel aber gar keine Enzyme. Es würde auch keinen Sinn machen, weil Hunde nicht kauen, sondern ihr Futter herunterschlingen. Wenn wir jetzt mal vom Wolf ausgehen, dem das Futter nicht portioniert und kleingeschnitten serviert wird, kommt das Kaninchen also grob zerteilt, mit Fell und Knochen und allem was sonst noch dran hängt, im Magen an. Und hier wird es dann direkt ernst. Der Magen muss jetzt auf Hochtouren arbeiten, um diese Mahlzeit in einen Zustand zu bringen, der auch dem Darm zuzumuten ist. Im Magen werden der Nahrung keine Nährstoffe entzogen, dafür ist hauptsächlich der Dünndarm zuständig.

Die Hauptaufgabe des Magens ist das Zerlegen der Proteine. Die Enzyme, die dafür nötig sind, werden von den Magenzellen abgegeben und mit Hilfe der Magensäue aktiviert. Diese Enzyme zerlegen nicht nur die Proteine des Futters sondern zerstören auch gleichzeitig die Proteinstrukturen eingedrungener Keime und machen sie unschädlich. Um sich selbst vor dieser aggressiven Säure zu schützen, produzieren andere Magenzellen einen Schleim, der sich als Schutz vor die Magenwand legt.

Wann wird Magensäure gebildet?

Wann die Magensäure abgegeben wird, ist ziemlich aufwendig geregelt. Beim Hund unterscheiden wir zwischen der Hirn-, Magen- und Darmphase. Die Hirn-Phase ist für manche Hunde ein großes Problem. Hier reicht als auslösender Reiz der Anblick oder Geruch von Futter schon aus, um die Magensäureproduktion in Gang zu setzen. Manche Hunde reagieren schon, wenn die übliche Fütterungszeit erreicht ist. Viele von euch kennen das: Fiffi erscheint pünktlich zur Fütterungszeit von ganz alleine in der Küchentür oder wird zumindest unruhig. Dieses Signal reicht aus, um die Magensäure-Produktion zu aktivieren. Im Magen wird jetzt Magensäure abgegeben, die gar keine Aufgabe hat, weil der Magen noch leer ist. Für magenempfindliche Hunde kann das schon ein großes Problem sein.

Die zweite Phase ist dann die Magen-Phase. Die Magenzellen reagieren auf die Dehnung des Magens mit der Bildung der Magensäure. Der Magen unserer Hunde kann sich bis zum zehnfachen dehnen. Für den Wolf war das sehr wichtig, für unsere Haushunde natürlich nicht mehr. Bei starker Dehnung wird auch viel Magensäure ausgeschüttet.

Die letze Phase ist die Darm-Phase. Wenn das Futter im Dünndarm ankommt, wird ein Signal aus dem Darm abgegeben, dass die Magensäureproduktion jetzt wieder runtergefahren werden kann.

Dieses ganze Programm wird aber nicht nur bei den normalen Fütterungen abgespielt, sondern auch für jedes Leckerli. Jedes Mal springt die Magensäure-Produktion an. Wenn du einen sehr empfindlichen Hund hast, versuche die Leckerlis möglichst nah an die eigentliche Fütterung zu bringen. Oder zumindest nicht über den ganzen Tag zu verteilen.

Wodurch entsteht zu viel Magensäure?

Zu viel Magensäure bedeutet ja, dass es über die normale Menge hinausgeht. Es gibt verschiedene Auslöser, die eine starke Magensäureproduktion verursachen können.

Auslöser können sein:

  • eine zu fette Fütterung
  • eine sehr schwer verdauliche Fütterung
  • Magensäureanregung durch die Hirnphase (siehe oben)
  • starker Stress
  • Antibiotika, Schmerzmittel, Cortisol
  • Helicobacter pylori
  • Erkrankungen, die die Verdauung beeinträchtigen (z.b. Allergien, chronische Darm- oder Nierenentzündungen)
  • abruptes Absetzen von Magensäureblockern

Damit die überschüssige Magensäureproduktion normalisiert werden kann, ist es wichtig, den Auslöser herauszufinden. Leider gelingt das nicht immer.

Was passiert, wenn sich dauerhaft zu viel Säure im Magen befindet?

Immer dann, wenn arbeitslose Magensäure vor sich hindümpelt oder mehr Magensäure produziert wird als schützender Schleim, wird das Ganze zu einem Problem. Die überschüssige Magensäure kann die Magenwand angreifen und Entzündungen verursachen. Außerdem kann die Magensäure in die Speiseröhre aufsteigen und Sodbrennen auslösen. Beides kann für deinen Hund sehr schmerzhaft sein. Zusätzlich kann Magensäure in den Dünndarm gelangen und dort die empfindliche Darmwand schädigen.

Woran erkenne ich, dass mein Hund zu viel Magensäure hat?

Auch wenn jeder Hund individuell reagiert, gibt es eine ganze Reihe von Anzeichen, die auf eine erhöhte Magensäureproduktion hinweisen:

  • hektisches Grasfressen (manche Hunde fressen auch Erde)
  • Erbrechen von weißlichem Schaum oder Galle
  • starker Durst
  • auffallend unangenehmer Geruch aus dem Maul
  • wechselnder Appetit
  • morgens oft appetitlos
  • immer wieder unruhige Phasen (oft auch nachts)
  • Sodbrennen (Schmatzen, Schlecken, Schlucken)

Wie kann es zu einem Mangel kommen?

Eigentlich sollte die Magensäureproduktion ja von ganz alleine passieren. Ein Lebewesen muss ja bis an sein Lebensende Nahrung verdauen können. Einzig das Alter, ist ein limitierender Faktor, den wir nicht beeinflussen können. Wenn der Organismus altert, verändern sich auch die inneren Abläufe. Dazu gehört auch eine Verringerung der Magensäureproduktion. Weitere Verursacher eines Magensäuremangels sind:

  • die langdauernde Gabe von Magensäureblockern
  • eine Unterfunktion der Schilddrüse, die die Bildung von genügend Magensäure verhindert
  • Stress, der die Verdauungsfunktionen herunterfährt
  • Beeinträchtigung der Magenfunktionen z.B. durch Vernarbungen als Folge ständiger Entzündungen

Wie erkenne ich, ob mein Hund zu wenig Magensäure hat?

Jetzt wird es schwierig, denn die Anzeichen sind mehr oder weniger identisch mit den Symptomen eine Magensäureüberschusses. Eine sichere Diagnose hat man nur, wenn bei einer Magenspiegelung erkannt wird, dass sehr viel Magengewebe vernarbt ist. Das kann zum Beispiel die Folge ständiger Entzündungsherde sein. Vernarbtes Gewebe ist nicht mehr funktionstüchtig und bringt dadurch auch die Magensäureproduktion an ihre Grenzen. Nach außen sichtbar sind bei einem Magensäuremangel folgende Symptome:

  • Erbrechen, häufig ganz kurz nach dem Fressen
  • Aufstoßen nach dem Fressen
  • Sodbrennen
  • Grasfressen
  • unangenehmer Maulgeruch
  • Durchfall

Sodbrennen, Grasfressen oder Maulgeruch entstehen auch bei zu wenig Magensäure, weil das Futter dann sehr lange im Magen liegen bleibt. Der Magen ist bestrebt, seinen Anteil an der Verdauung ordnungsgemäß abzuschließen. Wenn das Futter den richtigen Flüssigkeitsgrad erreicht hat, wird es portionsweise in den Dünndarm weitergegeben. Um diesen Zustand auch mit wenig Magensäure zu erreichen, bleibt das Futter länger als normal im Magen liegen und beginnt dann häufig zu gären. Durch diesen Prozess bilden sich Gase, die sich den Weg nach draußen suchen. Im Magen geht das am leichtesten über die Speiseröhre. Beim Entweichen der Luft nach oben, kann sich immer etwas Magensäure mit auf den Weg machen und Sodbrennen auslösen.

In der „Zuwenig“-Liste findest du zwei Punkte, die sich etwas von der „Zuviel“-Liste unterscheiden. Als erstes das Erbrechen, direkt oder kurz nach dem Fressen. Die betroffenen Hunde erbrechen dann auch das gerade gefressene Futter. Bei einem Magensäureüberschuss kommt das nicht so häufig vor.

Der zweite Punkt, der sich unterscheidet, ist das Symptom: „Durchfall„. Durch die fehlende Magensäure kommt es zu einer Art Kettenreaktion. Die Proteine im Magen werden nicht genügend vorverdaut und quasi „halbfertig“ an den Dünndarm abgegeben. Das bringt direkt zwei Schwierigkeiten mit sich.:

1.Das Futter ist nicht in dem Zustand, in dem es eigentlich sein sollte, damit die Enzyme im Dünndarm die Verdauungsarbeit zu Ende bringen können.

2.Außerdem fehlt durch die mangelnde Magensäure das Signal für den Dünndarm, ein Hormon abzugeben, dass der Bauspeicheldrüse wiederum den Startschuss für die Abgabe der Verdauungsenzyme gibt.

Wir haben also durch die fehlende Magensäure sowohl einen schlecht vorverdauten Futterbrei als auch eine ungenügende Menge von Verdauungsenzymen. Diese Kombination führt sehr schnell zu Durchfall und in der Folge auch zu weiteren Konsequenzen wie Nährstoffmangel, Gewichtsabnahme und/oder einer Dysbiose im Dickdarm.

Wie unterscheide ich Magensäuremangel / -überschuss?

Wie du jetzt ja schon gelesen hast, ist es schwierig, weil die Symptome so extrem ähnlich sind. Trotzdem kannst du versuchen, mit der Hilfe der Symptome eine Antwort zu finden.

Erbrechen direkt oder kurz nach der Fütterung. Wenn du das bei deinem Hund beobachtest, ist das ein wichtiges Indiz für einen Mangel.

Durchfall bei einem Hund, der ansonsten nur Magensymptome zeigt, ist auch ein auffälliges Zeichen. Kann aber auch auf eine Darmentzündung und/oder eine Allergie hindeuten.

Wenn du ein aktuelles Kotprofil deines Hundes vorliegen hast, kann der Blick auf den pH-Wert helfen. Ein hoher pH-Wert und eine Verschiebung der Darmflora zugunsten der proteinverarbeitenden Bakterien, kann auch ein Hinweis sein, wenn sich dafür keine andere Erklärung findet.

Wenn sich zu diesen Symptomen noch ein passender Auslöser dazugesellt, zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion, lässt sich vielleicht schon sagen, ob die Probleme deines Hundes eher von zu viel oder von zu wenig Magensäure ausgelöst werden. Wenn sich das Bild aus Symptomen und Auslöser zu einem „Magensäuremangel“ zusammenfügt, kannst du deine Vermutung mit Hilfe von Bitterstoffen festigen.

Welche Nahrungsergänzungen sind sinnvoll, wenn es mit der Magensäure nicht stimmt.

Bevor du zu verdauungsfördernden Nahrungsergänzungsmitteln greifst, solltest du dir sicher sein, ob dein Hund oder einem Mangel oder einem Überschuß leidet. Denn die meisten Nahrungsergänzungen, die sich auf die Verdauung auswirken, enthalten Bitterstoffe. Diese Bitterstoffe unterstützen die Verdauung, in dem sie die Magensäureproduktion anregen. Bei Problemen durch zu wenig Magensäure ist das eine gute und wichtige Unterstützung. Wenn die Symptome durch zuviel Magensäure verursacht werden, können Bitterstoffe die Probleme durch die zusätzliche Anregung noch verstärken.

Verdauungsförderne Bitterstoffe sind zum Beispiel in diesen Pflanzen enthalten:

  • Artischocke
  • Löwenzahn
  • Tausendgüldenkraut
  • Enzian
  • Ingwer
  • Scharfgabe
  • Beifuß
  • Chicoree
  • Radicchio
  • Endivie

Wenn du testen möchtest, ob dein Hund zuwenig Magensäure hat, kannst du das zum Beispiel vorsichtig mit Löwenzahnsaft probieren. Aber wirklich mit einer ganz kleinen Menge beginnen. Bei einem Mangel wird sich die Unterstützung positiv bemerkbar machen. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund mit verstärkten Problemen reagiert, dann sind Bitterstoffe für deinen Hund keine Option.

Probiere dann mal aus, ob eine sehr weich gekochte Kartoffel oder Süßkartoffel bei akutem Sodbrennen hilft. Wenn es dadurch zu einer Besserung kommt, auch wenn sie nur kurzzeitig ist, leidet dein Hund wahrscheinlich an einem Säureüberschuß und nicht an einem Mangel. Wenn dein Hund keine Kartoffel verträgt, kannst du diesen Test mit anderen Heilmitteln durchführen, die normalerweise bei Sodbrennen zum Einsatz kommen.

Fazit: Das Schwierige bei den Problemen mit der Magensäure ist, das hier so viele Krankheiten mitmischen und es sehr schwer machen, Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten. Trotzdem kannst du versuchen, mit Hilfe aller auftretenden Symptome und dem vermutlichen Auslöser, die Säure-Problematik deines Hundes zu beurteilen. Wichtig ist, das du auch alle Nahrungsergänzungen, die du zufütterst, genau unter die Lupe nimmst. Vielleicht erkennst du Bitterstoffe, auf die dein Hund mit vermehrter Magensäureproduktion reagiert. Bei manchen Hunden findet man die Auslöser sehr schnell, bei anderen muss man wirklich Detektetiv spielen. Es ist auch nicht immer möglich, die Magensäureprobleme ganz abzustellen. Aber wenn du eine Verbesserung für deinen Hund erreichst, dann ist das auf jeden Fall ein großer Schritt nach vorne.

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