Vielleicht hast du dir diese Frage noch nie gestellt, weil du bisher gar nicht gewusst hast, dass es verschiedene Formen von Durchfall gibt. Aber Durchfall beim Hund ist tatsächlich nicht gleich Durchfall. Je nach Entstehungsort des Problems, haben wir es mit Dünndarm-Durchfall oder Dickdarm-Durchfall oder einer Mischung aus beidem zu tun.

Ein unangenehmes Thema, aber trotzdem wichtig

Die Unterscheidung in Dünndarm- bzw. Dickdarmdurchfall ist ein wesentlicher Schlüssel um das Problem zu deuten und deinen Hund sinnvoll zu unterstützen. Denn richtig interpretiert, kann das, was auf den ersten Blick nur als lästiges Problem erscheint, einen wichtigen Hinweis auf die weitere Vorgehensweise geben.

Auch wenn Durchfall nicht gerade unser Lieblingsgesprächsthema ist, ist es manchmal trotzdem wichtig, sich mit diesem Thema zu genauer zu befassen.

Das Verdauungswunderwerk

Wir geben oben Futter rein und nach ein paar Stunden kommt am hinteren Ende des Hundes ein (hoffentlich) kleines Häufchen wieder heraus.

Damit du weisst, was dazwischen passiert, hier ein paar Stichworte über die Verdauung deines Hundes:

Magen ➡️ Dünndarm ➡️ Dickdarm ➡️💩

  • Wenn dein Hund frisst, landet das Futter zunächst im Magen. Dort wird es nicht nur gelagert, sondern auch mit Magensäure und Verdauungsenzymen vermischt. Mithilfe dieser Kombination beginnt der Prozess der Proteinverdauung. Von hier wird der Futterbrei weitergegeben an den Dünndarm.

  • Im Dünndarm trifft die Nahrung auf Enzyme aus dem Pankreas und Galle aus
    der Leber, die für die Verdauung von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen zuständig
    sind. Der Dünndarm ist mit unzähligen Zotten ausgestattet, die dafür sorgen, dass Nährstoffe und Wasser in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Unverdaute Nahrungsreste werden zum Dickdarm transportiert.

  • Auch der Dickdarm entzieht dem Nahrungsbrei Wasser (aber deutlich weniger als der Dünndarm), was für die Form der Häufchen entscheidend ist. Hier werden Elektrolyte wieder zurückgewonnen. Außerdem leben hier die meisten Darmbakterien, die sich über die unverdauten Reste hermachen.

  • Was mit dem Rest passiert, der dann noch übrig bleibt, das weißt du ja… 💩 Wenn alles gut funktioniert, lässt er sich auch rückstandslos einsammeln. Wenn nicht…dann lies jetzt unbedingt weiter.

Symptome und Ursachen von Dünndarmdurchfall

Wie du eben schon gelesen hast, hat der Darm unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen, je nachdem wo sich der Futterbrei gerade befindet. Der Dünndarm hat dabei die größte Verantwortung, weil hier fast alle Nährstoffe aus dem Futter gezogen werden. Außerdem wird hier auch der größte Anteil der Flüssigkeit (ca. 80%) aufgenommen.

Entzündliche Prozesse, Infektionen und Erkrankungen können die normalen Fähigkeiten der Darmzellen beeinträchtigen und dadurch auch die Funktion, Wasser aufzunehmen, verringern. Deshalb haben wir es gerade bei Dünndarm-Durchfall mit ein großen Menge flüssigen Kots zu tun.

Symptome

💩 große Kotmenge

💩 Kot ist meistens flüssig

💩 häufiger Kotabsatz

💩 der Kotabsatz kann normalerweise kontrolliert werden, auch nachts

💩 häufig unverdaute Nahrungsrückstände im Kot

💩 oft schlechtes Allgemeinbefinden

💩 verminderter Appetit

💩 Gewichtsverlust

Ursachen

🤒 bakterielle Infektionen

🤒 entzündliche Darmerkrankungen

🤒 Parasiten (z.B. Hakenwürmer, Giardien)

🤒 Antibiotika und andere Medikamente

🤒 Stress

Wie Dickdarmdurchfall sich bemerkbar macht

Der Dickdarm ist zwar sehr wichtig, aber die Auswirkungen von Dickdarmdurchfall sind in den meisten Fällen zunächst nicht so gravierend wie beim Dünndarmdurchfall. Wenn die Verdauung bis hierhin funktioniert, ist der größte Teil der Nährstoffe hoffentlich schon im Hund. Was aber nicht heißen soll, dass Durchfall, der in diesem Teil des Darms entsteht, nicht beachtet werden muss. Denn über kurz oder lang wird sich ein Problem im Dickdarm auch nach vorne, in den Dünndarm auswirken.

Symptome

💩 Kotmenge ist kaum mehr als normalerweise

💩 Kot ist meistens breiig, nicht flüssig

💩 Kot ist häufig mit viel Schleim überzogen.

💩 der Kotabsatz kann nicht kontrolliert werden, Hunde machen auch in die Wohnung.

💩 Allgemeinbefinden meistens gut – Hund wirkt nicht krank

💩 Appetit normal

Ursachen

🤒 Futterunverträglichkeiten und Allergien

🤒 schnelle Futterumstellungen

🤒 Parasiten (z.B. Würmer, Giardien)

🤒 toxinproduzierende Clostridienstämme

🤒 Antibiotika und andere Medikamente

🤒 Stress

Was nun? Was nützt mir die Unterscheidung?

Du hast jetzt alle Symptome und Auslöser gelesen und bist sicher, dass dein Hund an der einen oder anderen Durchfall-Form leidet? Nein? Dann ist es vielleicht auch eine Mischform aus beidem. Logischerweise entwickelt sich so eine Mischform sehr leicht. Wir haben es ja immer mit ein und demselben Verdauungsschlauch zu tun.

Eher Dünndarm?

Wenn sich die Anzeichen deines Hundes eher in Richtung Dünndarm einordnen lassen, dann solltest du dir auf jeden Fall fachliche Beratung dazuholen. Zumindest dann, wenn es schon ein länger andauerndes Problem ist. Denn wenn die Nährstoffausnutzung nicht mehr richtig funktioniert, kommt es über kurz oder lang zu einem Nährstoffmangel. Das wiederum kann zusätzliche Probleme verursachen, sodass man irgendwann nicht mehr weiß, was war zuerst da, … die Henne oder das Ei.

Wichtig ist hier auf jeden Fall, dass du auf die Organe achtest, die durch Dünndarmdurchfall in Mitleidenschaft gezogen werden können. Eine Erkrankung im Dünndarm kann sich zum Beispiel auch auf die Bauchspeicheldrüse, Galle oder Leber auswirken. Denn im Organismus ist kein Organ isoliert und arbeitet ganz alleine vor sich hin. 😉 Vor allem am Übergang vom Magen in den Dünndarm, knubbeln sich die Organe ziemlich… alles sitzt sehr eng beieinander. Bei einer länger bestehenden Durchfallproblematik, hierzu zähle ich auch immer wieder wechselhaften Kot, ist es deshalb wichtig, Blut- und Kotuntersuchungen als Diagnosemittel zu nutzen. Gerade eine Kotuntersuchung kann mithilfe unterschiedlicher Parameter aufschluss über die Funktionstüchtigkeit des Dünndarms geben.


Oder doch der Dickdarm?

Wenn du dir sicher bist, dass dein Hund unter Dickdarmdurchfall leidet, dann solltest du dir auf jeden Fall deine Fütterung anschauen. Häufig sind Unverträglichkeiten die Auslöser.

Aber nicht immer ist das Futter schuld.

Grundsätzlich können natürlich auch Darmparasiten Durchfall auslösen. Du solltest deinen Hund deshalb regelmäßig auf Würmer testen lassen. Gerade die Hunde, die eh schon einen angeschlagenen Darm haben, haben Würmern wenig entgegenzusetzen. Bei diesen Hunden sind aber auch regelmäßige Wurmkuren nicht wirklich sinnvoll.

Deshalb ist mein Vorschlag: Den Würmern das Klima im Darm mit Kräuterkuren so unangenehm wie möglich machen und in regelmäßigen Abständen den Kot auf Würmer untersuchen lassen und natürlich Daumen drücken, dass nichts gefunden wird. Aber bitte bei den Wurm-Kräutern immer einen Blick auf die Zusammensetzung werfen (zumindest, wenn du einen magenempfindlichen Hund hast), denn viele dieser Mischungen sind nicht magenfreundlich.

Ein weiterer Punkt im Dickdarm ist das Mikrobiom, die Darmflora. Wenn hier alles durcheinander geraten ist und die guten Bakterien sich schon zurückgezogen haben, kann das auch Auswirkungen auf die Kotkonsistenz haben…muss aber nicht. Eine Dysbiose zeigt sich nicht automatisch mit Durchfall. (Dies nur als kleiner Hinweis)

Clostridien als Auslöser von Dickdarmdurchfall

Clostridien

Clostridien werden immer wieder als Durchfall-Auslöser ins Spiel gebracht. Clostridien gehören zu den Bakterien im Dickdarm und sind in geringer Menge immer vorhanden. Damit sie sich überhaupt vermehren können, muss ihnen ein ausreichendes Nahrungsangebot zur Verfügung stehen. Sie lieben unverdaute Proteine und Fette. Wenn die Verdauung im Dünndarm funktioniert, bleibt für die Clostridien (fast) nichts übrig.

Wo bekommen Clostidien ihr Futter her, um sich stark zu vermehren. Eigentlich geht es nur dann, wenn schon ein größeres Problem besteht, entweder im Dünndarm und/oder im Dickdarm.

Oder es kommt Hilfe von Außen. Antibiotika, die auch die guten Bakterien abtöten, schaffen für die Clostridien eine gute Lebensgrundlage, die sie dann auch aktiv nutzen. Deshalb ist ein erhöhter Clostridien-Befund sehr häufig das Ergebnis einer vorangegangenen Antibiotika-Behandlung.

Das heißt aber nicht, dass es automatisch zu schlimmem Durchfall kommt. Dafür braucht es eine große Menge toxinbildender Clostridien. Die „normalen“ Clostridien sorgen eher für Darmgrummeln und Blähungen, was für deinen Hund aber natürlich auch nicht so angenehm ist. Clostridien sind nach meiner Erfahrung aber nur in wenigen Fällen verantwortlich für starken Durchfall.

Wie war das mit dem Misch-Masch?

Auch wenn ich dir jetzt alles so schön auseinander gepflückt habe, haben wir es selten nur mit Dünndarm- oder Dickdarmproblemen zu tun. Warum ist das so? Weil alles so eng miteinander zusammenhängt. Wenn die Verdauung schon im Dünndarm schiefläuft, können die unverdauten Futterbestandteile ja nur in den Dickdarm weitergereicht werden. Hier freuen sich nicht nur die Clostridien, sondern alle schlechten Bakterien. Es kommt in absehbarer Zeit zu einer Verschiebung in der Darmflora.

Wenn die Verschiebung in der Darmflora zuerst da war, zum Beispiel ausgelöst durch eine Antibiotika-Behandlung, dann hat das sehr häufig auch irgendwann Folgen für den Dünndarm. Ein Übermaß an schlechten Bakterien kann zu einer schlecht aufgestellten Darmschleimhaut führen, aber auch zu vermehrter Gasproduktion. Durch den entstehenden Druck kann sich der Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm öffnen und Bakterien können in den Dünndarm gelangen und hier den „Laden aufmischen“. Immer, wenn etwas nicht da ist, wo es hingehört, gibt es Probleme. Egal ob es Proteine im Dickdarm oder Bakterien im Dünndarm sind.

Bei welchen Warnzeichen muss dein Hund zum Tierarzt?

Durchfall ist keine Erkrankung, sondern nur ein Symptom, dass etwas mit der Verdauung nicht funktioniert. Aber Durchfall solltest du nie auf die leichte Schulter nehmen. Dein Hund gehört auf jeden Fall zum Tierarzt, wenn

  • er seit mehr als 24 Stunden wässrigen Durchfall hat – es besteht die Gefahr der Dehydrierung.
  • wenn größere Blutauflagerungen auf dem Häufchen sind.
  • wenn der Durchfall eine sehr auffällige Farbe hat, die du nicht mit der Fütterung in Zusammenhang bringen kannst.
  • wenn der Kotabsatz schwarz ist (Teerstuhl) Hier kann es sich um verdautes Blut aus dem Magen oder dem Dünndarm handeln.

Wie fütterst du die richtig bei Durchfall?

Wenn möglich, lass dem Darm ein paar Stunden Ruhe. Gerade bei akuten Durchfall-Erkrankungen wirken 24 Stunden ohne Futter, oft Wunder. Die Darmzellen können sich erholen und der Spuk ist schnell vorbei.

Wenn es sich um eine längere Krankengeschichte handelt, dann ist Schonkost angesagt. Hochverdaulich und fettarm. Zum Beispiel mageres Muskelfleisch mit Reis oder Kartoffeln und Möhren.

Eine gute Hilfe, gerade bei bakteriellen Infektionen, ist die Morosche Möhrensuppe.

Auch Flohsamenschalen sind eine gute Hilfe bei Durchfall. Aber bitte auch bei Durchfall nur eingeweichte Flohsamenschalen zugeben. Sie regulieren die Kotkonsistent trotzdem und es kann nicht zu Verstopfung oder Darmverschluss kommen.

Wenn dein Hund sehr viele Anzeichen von Dünndarmdurchfall zeigt, solltest du allerdings auf Faserstoffe vorübergehend verzichten. Da sie nicht verdaulich sind erschweren sie die Vorgänge im angeschlagenen Dünndarm oft noch.

Bei Dickdarm-Durchfall sind Ballaststoffe aber wichtig. Denn hier braucht das Mikrobiom auf jeden Fall Unterstützung. Die oft empfohlenen Probiotika (lebende Bakterien) sind bei akutem Durchfall aber meistens kontraproduktiv. Der Darm ist mit der großen Menge an Bakterien schnell überfordert und reagiert wieder mit Durchfall. Also lieber auf ein Präbiotikum zurückgreifen (z.b. Flohsamenschalen, Inulin)

Auf den Punkt gebracht

  1. Durchfall bei Hunden unterscheidet sich je nach Entstehungsort im Verdauungstrakt; es gibt Dünndarm-Durchfall, Dickdarm-Durchfall oder eine Mischung aus beiden. Die Unterscheidung ist wesentlich für die richtige Unterstützung und Behandlung.
  2. Symptome von Dünndarmdurchfall beinhalten große Mengen flüssigen Kots, häufigeren Kotabsatz, oft unverdaute Nahrungsrückstände im Kot, und ein allgemein schlechtes Befinden des Hundes. Ursachen sind u.a. bakterielle Infektionen, entzündliche Darmerkrankungen und Stress.
  3. Dickdarmdurchfall zeigt sich durch weniger und breiigen Kot, unkontrollierten Kotabsatz, und ein meist unbeeinträchtigtes Allgemeinbefinden des Hundes. Auslöser können zum Beispiel Futterunverträglichkeiten, schnelle Futterumstellungen und Stress sein.
  4. Behandlungsansätze richten sich danach, welcher Teil des Darms hauptsächlich betroffen ist. Häufig sind Kotuntersuchungen notwendig um eine bessere Diagnose zu stellen.
  5. Ein Futtertagebuch (oder hier als Buch) ist eine gute Hilfe, um den roten Faden und eventuelle Auslöser zu finden.
  6. Durchfall ist immer ein ernstzunehmendes Symptom, das du genau beobachten solltest.

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