Vitamin B12 spielt eine zentrale Rolle in zahlreichen Körperfunktionen, von der Blutbildung bis zur ordnungsgemäßen Funktion des Nervensystems. Doch gerade bei Hunden mit empfindlichem Magen-Darm-Trakt kann die Aufnahme dieses wichtigen Nährstoffs problematisch sein. In diesem Artikel geht es darum, was Vitamin B12 eigentlich genau ist, warum es so wichtig für deinen Hund ist, und was du tun kannst, um sicherzustellen, dass dein Hund genügend davon erhält.
Was ist Vitamin B12 und welche Funktion hat es im Organismus?
Vitamin B12, auch bekannt als Cobalamin, ist ein wasserlösliches Vitamin, das essentiell für die Gesundheit deines Hundes ist. Das bedeutet, dass dieses lebensnotwendige Vitamin von deinem Hund nicht selbst gebildet werden kann, sondern mit der Nahrung aufgenommen werden muss.
Es ist eines der komplexesten Vitamine und spielt eine entscheidende Rolle in mehreren grundlegenden Körperfunktionen:
Bildung von roten Blutkörperchen durch Vitamin B12
Rote Blutkörperchen sind winzige, aber wichtige Zellen im Blut deines Hundes, die Sauerstoff von der Lunge zu allen Teilen seines Körpers transportieren. Vitamin B12 spielt eine Schlüsselrolle bei der Produktion dieser wichtigen Zellen. Ohne genügend Vitamin B12 kann dein Hund nicht ausreichend rote Blutkörperchen herstellen, was zu einer Anämie führen kann. Die Symptome einer Anämie können Müdigkeit, Blässe der Schleimhäute und eine allgemeine Schwäche sein, weil die Organe und Muskeln nicht genug Sauerstoff bekommen.
Unterstützung des Nervensystems durch Vitamin B12
Vitamin B12 spielt eine wesentliche Rolle für die Gesundheit des Nervensystems deines Hundes. Stell dir das Nervensystem wie ein komplexes Netzwerk aus elektrischen Kabeln vor, das Signale vom Gehirn in den gesamten Körper sendet. Vitamin B12 sorgt dafür, dass die Isolierung um diese „elektrischen Kabel“ – die Nerven – intakt bleibt. Diese Isolierung, auch Myelinscheide genannt, schützt die Nerven und hilft ihnen, Signale effizient und schnell zu übertragen.
Wenn dein Hund ausreichend Vitamin B12 erhält, funktionieren seine Nerven optimal. Das bedeutet, dass er alles von einfachen Bewegungen bis hin zu komplexen Reaktionen besser steuern kann. Ein gut funktionierendes Nervensystem beeinflusst auch das Denkvermögen und das Verhalten deines Hundes positiv. Ein Mangel an Vitamin B12 kann hingegen zu Problemen führen, wie verzögerten Reflexen, Schwierigkeiten beim Lernen oder beim Erinnern von Kommandos und im schlimmsten Fall sogar zu nervlichen Beeinträchtigungen.
Vitamin B12, wichtig für die DNA-Erzeugung und das Zellwachstum
Stell dir DNA vor wie ein Rezeptbuch, das genau vorschreibt, wie jede Zelle in deinem Hund aufgebaut sein sollte und was sie tun muss. Jede Zelle folgt diesen Anweisungen, um richtig zu funktionieren und um spezielle Aufgaben auszuführen, wie zum Beispiel das Verdauen von Nahrung oder das Wachsen von Fell.
Vitamin B12 ist dabei ein unverzichtbarer Helfer, wenn es darum geht, dieses „Rezeptbuch“ zu kopieren und neue Zellen zu erschaffen. Dieser Prozess findet ständig statt, denn alte Zellen müssen regelmäßig durch neue ersetzt werden. Das ist besonders wichtig in Körperteilen, die sich schnell erneuern, wie die Haut, das Fell oder die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt deines Hundes.
Welche Nahrungsquellen sind reich an Vitamin B12?
Vitamin B12 kann nur über die Nahrung aufgenommen werden und es befindet sich hauptsächlich in tierischen Produkten wie Fleisch, Leber und Fisch. Den höchsten Gehalt an B12 finden wir in der Leber von Rind, Kalb und Schaf (100, 50, 75 µg/100g). Im Vergleich dazu schneidet die Leber von Huhn und Schwein (je 23 µg) etwas schlechter ab. Auch wenn Fisch zu den Hauptlieferanten zählt, enthält Hering nur noch 7 µg pro 100g.
Daher ist eine ausgewogene Ernährung entscheidend, um sicherzustellen, dass dein Hund genügend Vitamin B12 erhält.
Wenn dein Hund aufgrund einer Verdauungsstörung oder Erkrankung nur sehr eingeschränkt/einseitig gefüttert werden kann, musst du unter Umstanden B12 als Nahrungsergänzung zufüttern.
Hier gibt es unterschiedliche Präparate als Pulver, Kapseln, Tabletten oder Tropfen. Sie unterscheiden sich alle in ihrem B12-Gehalt und auch in den Trägerstoffen. Deshalb bitte genau schauen, wieviel B12 in einer Kapsel, 1g Pulver oder einem Tropfen enthalten sind.
Der reine Erhaltungsbedarf liegt bei 0,6 – 1 µg pro KG/ Körpergewicht. Um einen Mangel auszugleichen, kann aber vorübergehend auch eine deutlich höhere Dosierung zugegeben werden.
Wie wird ein B12-Mangel bei Hunden diagnostiziert?
B12 wird im Blut gemessen, meistens zeitgleich mit dem Folsäure-Wert und den beiden Werten für die Bauchspeicheldrüse: cPLI (zur Bestimmung einer eventuellen Bauchspeicheldrüsen-Entzündung) und cTLI (zur Bestimmung einer Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz).
Diese Werte werden alle mithilfe des Blutserums bestimmt. Das ist der flüssige Teil des Blutes, ohne die festen Bestandteile wie Blutplättchen und Blutkörperchen.
Für eine Bestimmung von Werten aus dem Blutserum ist eine Nüchtern-Blutentnahme (mind. 6 Stunden) von großem Vorteil. Bei einer Untersuchung der Bauchspeicheldrüsenwerte sogar unbedingt nötig, um keine falsch hohen Werte zu erhalten.
Was ist das besondere an Vitamin B 12?
Vitamin B12 hat zwei Besonderheiten:
- B12 ist, wie alle B-Vitamine, ein wasserlösliches Vitamin. Diese Vitamine werden normalerweise nicht im Körper gespeichert. Überschüssige Mengen werden einfach mit dem Urin ausgeschieden. Bei B12 ist das etwas anders, es wird teilweise in der Leber gespeichert. Das hat den Vorteil, dass dein Hund auch dann noch eine Weile mit B12 versorgt ist, wenn er vielleicht gerade ein Problem mit der Aufnahme hat.
- Die zweite Besonderheit ist die Aufnahme des Vitamins in den Organismus. Hierfür benötigt B12 nämlich eine Art Taxi, den sogenannten Instrinsic-Faktor. Dieser Intrinsic-Faktor (IF) wird bei Menschen zum größten Teil im Magen gebildet, beim Hund dagegen in der Bauchspeicheldrüse. Wenn dein Hund unter einer Bauchspeicheldrüsenschwäche leidet, ist sowohl seine Fähigkeit Verdauungsenzyme zu produzieren als auch die Herstellung des IF eingeschränkt. Es fehlt also an Transportmöglichkeiten für das Vitamin B12. Ohne den IF kann B12 nicht in die Zellen aufgenommen werden. Es bleibt im Darm und wird mit dem nächsten Häufchen ausgeschieden.
Wie zeigt sich ein B12-Mangel?
Tatsächlich ist ein kurzzeitiger Mangel von außen nicht zu erkennen. Erst wenn es zu einer lange bestehenden Unterversorgung mit B12 gekommen ist und auch die gespeicherten Vorräte aufgebraucht sind, kommt es zu sichtbaren Anzeichen:
- Müdigkeit und Schwäche
- Appetitmangel
- Konzentrationsstörungen
- Verdauungsstörungen
Zeitgleich, aber für uns zunächst unsichtbar, werden die oben beschriebenen Vorgänge im Organismus gestört.
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Wodurch kann ein B12-Mangel ausgelöst werden?
Ein Vitamin Ba12-Mangel kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Damit du weißt, wie du gegensteuern kannst beziehungsweise worauf du achten musst, ist es wichtig, die Verursacher zu kennen:
Unzureichende Aufnahme durch die Fütterung
Hunde, die einseitig ernährt werden müssen und/oder keine Innereien vertragen, erhalten über die Nahrung oft zu wenig B12. Das passiert besonders dann, wenn Hunde vegetarisch oder auch mit selbst zusammengestellten Rationen gefüttert werden, die nicht bedarfsdeckend sind.
Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
Chronische Darmerkrankungen: Alle Formen entzündlicher Darmerkrankungen können die Fähigkeit des Darms beeinträchtigen, Vitamin B12 (und andere Nährstoffe) ausreichend aufzunehmen. Auch immer wieder auftretender Durchfall kann die Aufnahme verhindern. Nur mit einer gut aufgestellten Darmschleimhaut ist der Darm funktionstüchtig und kann alle Aufgaben, insbesondere die Nährstoffaufnahme, erfüllen.
Parasitenbefall: Auch ein Befall mit Parasiten kann durch die Schädigung der Darmschleimhaut einen B12-Mangel zur Folge haben.
Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI): Wie oben schon beschrieben, wird das Transportprotein (der Intrinsic-Faktor), mit dem B12 in die Zellen gebracht wird, beim Hund hauptsächlich in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Weil die Bauchspeicheldrüse bei einer EPI keine volle Leistung bringen kann, gibt es auch keine ausreichende Menge vom Intrinsic-Faktor. Es kommt zu einem B12-Mangel.
Bakterielle Überwucherung des Dünndarms (SIBO): Eine SIBO kann zum B12-Mangel führen, weil sowohl die Schleimhaut geschädigt wird als auch das Vitamin von Bakterien verstoffwechselt wird und dem Organismus nicht mehr zur Verfügung steht.
Genetischer Defekt bei einigen Hunderassen: Dieser Defekt nennt sich „Imerslund-und-Gräsbeck-Syndrom“ und kann bei Riesenschnauzern, Beagle, Australian Shepherds und Border Collies vorkommen. Es handelt sich um eine Mutation, bei der genau der Rezeptor im Darm fehlt, der für die B12-Aufnahme zuständig ist.
Häufige Fragen zu B12
Frage: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einem B-12-Mangel?
Als Erstes musst du herausfinden, wo die Ursache des Mangels. Bei einer genetischen Störung oder einer Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz muss die Unterstützung lebenslang erfolgen.
Wenn es sich bei dem Mangel eher um die Folge einer zugrundeliegenden Erkrankung handelt, dann wird primär diese Erkrankung behandelt. Die Zugabe von Vitamin B12 erfolgt dann nur solange, bis sich alles wieder erholt hat.
Grundsätzlich ist es nicht schwer, B12 zu substituieren. Du kannst es als Nahrungsergänzung in allen möglichen Formen kaufen (Pulver, Tabletten, Kapseln, Tropfen).
Frage: Kann es zu einem B12-Überschuss kommen?
Da die B-Vitamine wasserlöslich sind, kann es normalerweise nicht zu einem Überschuss kommen. Allerdings kann eine dauerhafte Überdosierung zu einem erhöhten B12-Spiegel im Blut führen.
Frage: Muss B12 gespritzt werden oder geht eine Substitution auch übers Futter?
Wenn die Darmprobleme massiv sind und der Darm sehr entzündet ist, macht es Sinn die B12-Zugaben direkt als Injektion in den Muskel zu geben. So hat man die Sicherheit, dass das Vitamin auch im Organismus ankommt. In allen anderen Fällen reicht eine hochdosierte, orale Zugabe übers Futter.
Frage: Sind alle B12-Präparate gleich gut oder gibt es Unterschiede?
Es gibt Unterschiede in der Bioverfügbarkeit, deshalb ist es sinnvoll darauf zu achten, in welcher Form das Vitamin im Präparat enthalten ist.
Cyanocobalamin ist für den Organismus am schlechtesten zu verwerten, weil es im Organismus mehrfach umgewandelt werden muss. Es wird rein künstlich hergestellt und ist deshab die günstigste Variante der Cobalamin-Versorgung. Es kann im Organismus nur wenig gespeichert werden.
Methylcobalamin hat eine hohe Bioverfügbarkeit und kann vom Organismus, ohne Umwandlung, schnell aufgenommen werden.
Hydroxocobalamin und Adenosylcobalamin werden auch sehr gut verwertet, müssen aber im Organismus erst in Methylcobalamin umgewandelt werden. Hydroxocobalamin wird nicht so schnell aufgenommen, aber gut gespeichert.
Auf den Punkt:
B12 ist ein wichtiges Vitamin, das dein Hund nicht selbst bilden kann und deshalb über die Nahrung aufnehmen muss. Gerade bei Hunden mit länger anhaltenden Verdauungsstörungen kann es zu einem Mangel kommen, der auf jeden Fall mit Nahrungsergänzungen ausgeglichen werden muss.
- ein B12-Mangel lässt sich im Blut erkennen, da sichtbare Anzeichen erst entstehen, wenn alle B12-Vorräte in der Leber aufgebraucht sind.
- Besonders bei Darm- und/oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen solltest du den B12-Spiegel gut im Blick haben.
- Es gibt unterschiedliche Formen von B12, die auch unterschiedlich in ihrer Bioverfügbarkeit sind.
- B12 wird in der Leber gespeichert. Die Angaben, wie lange dieser Speicher ausreicht, sind leider sehr unterschiedlich. Sie reichen von ca. 5 Monaten bis zu mehr als einem Jahr. Aus diesem Vorrat kann dein Hund sich auf jeden Fall bei akuten Verdauungstörungen und auch noch darüber hinaus versorgen.
Danke für den tollen Beitrag.
Liebe Kristina, gerne ☺️.
Nach 3 wichtiger Läufigkeit wurde beim Chiropraktiker ein Vitamin B 12 Mangel festgestellt, wie kann man da unterstützen?
Liebe Beate,
B12 kann man auch gut mit Pulver unterstützen. Es muss nicht gespritzt werden. Es gibt einige gut B12 und Folsäure-Präparate auf dem Markt. Zum Beispiel bei Napfcheck.
Liebe Grüße
Maike
Guten Tag Frau Sauerwein,es geht um meinen 9 Jahre altenv2 KG Chihuahua.Nach Feststellung eines B12 Mangels wurde er über Wochen gespritzt,jetzt wurde nachkontrolliert(Bluttest und der Wert hat sich gar nicht verändert,er liegt nach wie vor bei 185 und sollte laut Tierarzt bei mindestens 400 sein? Gerade komme ich vom Ultraschall und auch da war nichts zu sehen also top fit.Ich bin verzweifelt da ich ohne irgendetwas zu unternehmen die Praxis verlassen habe,wie kann ich meinem Hund helfen es kann doch nicht so bleiben 😪Ernährung (Futter) hatte ich auch umgestellt und seit Wochen frisst er nur HILLS.Ich bin ratlos und verzweifelt.
Mit freundlichen Grüßen
A.Hasenzahl
Liebe Frau Hasenzahl,
normalerweise sollte der B12-Gehalt durch die Zugabe von außen wieder ansteigen. Sie können die Substituion aber auch oral weiter führen. Es gibt gute, hochdosierte Präparate auf dem Markt, die sie nehmen können. Man ist sich mittlerweile ziemlich sicher, dass auch bei einer oralen Gabe ein Teil des B12 aufgenommen wird. Nicht alles, aber dafür sind die Präparate so hochdosiert. Der Rest wird wieder ausgeschieden. Es hängt aber auch immer daran, welche Ursache für den B12-Mangel ausgemacht wurde. Ein Futterwechsel hat nicht automatisch einen Einfluss auf die B12-Aufnahme.
Liebe Grüße
Maike John-Sauerstein
Meine Tierärztin hat einen Mangel im Blut festgestellt, und hochdozierte Vitamin B12 verordnet.
Dein Artikel hat mir bestens aufgeklärt, warum Vitamin B12 für meinen Hund so wichtig ist.
Danke 🙂