Kann ein Hund tatsächlich unter Sodbrennen leiden? Diese Frage wird mir häufig gestellt und ich beantworte sie jedes Mal mit einem deutlichen „Ja“. Sodbrennen kommt bei Hunden sogar sehr häufig vor. Allerdings wird es meistens nicht als solches erkannt. Weil der Hund uns seine Beschwerden nicht erklären kann, sollten Hundebesitzer*innen in der Lage sein, die Anzeichen zu erkennen. Denn, wer selbst von Sodbrennen betroffen ist, weiß, wie unangenehm beziehungsweise schmerzhaft es sein kann.

Was ist Sodbrennen?

Unter Sodbrennen verstehen wir einen Rückfluss (Reflux) von Magensäure oder mit Magensäure vermischtem Futter zurück in die Speiseröhre. Zum besseren Verständnis habe ich dir diesen Teil der Verdauungsvorgangs kurz zusammengefasst:

  1. Das Futter wird grob zerkleinert und heruntergeschluckt.
  2. Der Schließmuskel am Anfang des Magens lässt (normalerweise) alles rein aber nichts wieder raus.
  3. Im Magen wird das Futter mit Salzsäure vermischt und die Proteinverdauung beginnt

Unter Punkt zwei habe ich gant bewusst ein „normalerweise“ eingefügt. Dieser Schließmuskel macht seine Arbeit im Normalfall gut. Es kann aber passieren, dass er durch Verschleiß (deshalb leiden ältere Hunde häufig unter Sodbrennen) Erkrankung, Einfluss von Medikamenten oder auch bei sehr starkem Druck aus dem Magen seine Aufgabe nicht ordnungsgemäß ausführen kann. Wenn der Mageneingang nicht richtig verschlossen ist, kann Mageninhalt zurück in die Speiseröhre laufen.

Die Speiseröhre ist zwar mit vielen Schleimdrüsen ausgestattet, damit das Futter gut durchrutschen kann, aber gegen die aggressiva Magensäure ist sie nicht gut geschützt. Dadurch entsteht dieses schmerzhafte Brennen im Hals. Der nicht richtig schließende Muskel am Mageneingang ist aber nur ein Teil des Problems. Die eigentliche Frage ist: Warum hat mein Hund überhaupt ein Problem mit der Magensäure? Den Auslöser ausfindig zu machen ist das Wichtigste, um eine dauerhafte Heilung zu erreichen. Wenn Hunde immer wieder unter Sodbrennen leiden, kann das zu schmerzhaften Entzündungen in der Speiseröhre führen. Im schlimmsten können Tumore entstehen. Wodurch Sodbrennen ausgelöst werden kann, erfährst du gleich. Vorher möchte ich noch kurz darauf eingehen, wie es sich beim Hund äußert.

Woran erkenne ich Sodbrennen bei meinem Hund?

Gras fressen

Unseren Hunden geht es mit dem Sodbrennen ähnlich wie uns Menschen. Sie spüren das Aufsteigen der brennenden Magensäure in der Speiseröhre und möchten etwas dagegen tun. Bei vielen Hunden ist deshalb das sichtbarste Anzeichen hektisches Grasfressen. Die meisten Hunde erbrechen das Gras relativ schnell wieder, zusammen mit einer klaren Flüssigkeit oder weißem Schaum. Diese Flüssigkeit wird meistens als Galle bezeichnet, ist aber eigentlich Magensaft, der auf diesem Weg aus dem Magen herausgebracht wird. Wenn sich auch Galle dazwischen mischt, wird es gelb-grün.

Leerschlucken

Mit dieser Bezeichnung ist ein recht unauffälliges Verhalten gemeint, dass viele Hundebesitzer*innen bei ihrem Hund erst erkennen, wenn sie darauf Aufmerksam gemacht werden. Die Hunde machen eine Schluckbewegung, obwohl sie gar nichts gefressen haben. Es sieht aus wie „leeres Schlucken“. Hiermit versucht der Hund, die aufsteigenden Magensäure oder den mitgewanderten Futterbrei wieder in den Magen zurück zu befördern. Auch dieses Verhalten ist ein Schutz gegen die brennende Säure in der Speiseröhre.

Schmatzen

Das Schmatzen ist das dritte, sehr häufige Anzeichen für Sodbrennen. Und im Gegensatz zum Leerschlucken ist sehr auffällig. Die Hunde machen deutliche Schmatzgeräusche. Manche Hunde schmatzen verstärkt nachts. Je nachdem, wo der Hund schläft, fällt es deshalb sehr schnell oder auch gar nicht auf. Viele, von Sodbrennen geplagte Hunde schmatzen aber besonders nach der Fütterung oder während Ruhephasen, in denen sie liegen.

Gähnen

Auch häufiges Gähnen kann ein Anzeichen für Sodbrennen sein. Oft ist es verbunden mit Schlecken oder Schlucken. Aber gerade das Gähnen wird meistens nicht im Zusammenhang mit Sodbrennen gesehen, sondern wie wir es kennen, als Anzeichen für Müdigkeit.

Weitere Symptome

  • Aufstoßen (häufig in Verbindung mit Schmatzen und Leerschlucken)
  • starke Unruhe (verursacht durch die Schmerzen in der Speiseröhre)
  • Appetitlosigkeit, besonders morgens
  • Erbrechen von Schleim (auch ein Weg um die Magensäure los zu werden)
  • Großer Durst (mit Hilfe der Flüssigkeit wird die Speiseröhre durchgespült und die Magensäure verdünnt)
  • Bauchschmerzen ( verursacht durch einen von Säure angegriffenen Magen)

Wodurch wird Sodbrennen beim Hund verursacht?

Die Auslöser von Sodbrennen sind vielfältig, aber es gibt drei, die wir zu den Hauptauslösern zählen können: eine nicht angepasste Ernährung, dauerhafter Stress und lang andauernde Medikamentengaben.

Das Futter und seine Verdaulichkeit

Die Ernährung als Auslöser ist für viele etwas, das sie sich sicher leicht vorstellen können. Wenn man sich nicht richtig ernährt, dann funktioniert auch der Magen nicht so, wie er soll. Aber was genau kann an der Ernährung eines Hundes nicht richtig sein? Ich habe oben mit Absicht von „nicht angepasster Ernährung“ gesprochen.

Aus meiner Sicht müssen Ernährung und Hund zusammenpassen. Nur weil ein Hund eine bestimmte Fütterung nicht verträgt,, ist diese nicht automatisch schlecht oder falsch. Sie passt nur nicht für diesen Hund. ein Problem in der Fütterung kann zum Beispiel die Verdaulichkeit des Futters sein. Es gibt Inhaltsstoffe im Futter, dazu gehören auch die unterschiedlichen Fleischkomponenten die schwerer verdaulich sind als andere. Muskelfleisch ist für Hunde leicht zu verdauen, Pansen dagegen nicht. Pansen, Lunge oder Euter sind bindegewebshaltig und bleiben aufgrund ihrer schweren Verdaulichkeit häufig lange im Magen liegen. Es muss viel Magensäure produziert werden, um sie zu einem Futterbrei zu verarbeiten, der später wiederum vom Dünndarm weiterverarbeitet werden kann.

Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass diese Fleischsorten grundsätzlich schlecht sind. Viele Hunde vertragen sie ohne Probleme. Aber ein magensensibler Hund kann durch einen hohen Anteil schwer verdaulicher Bestandteile im Futter, große Probleme bekommen. Es wird viel Magensäure produziert, das Futter bleibt lange im Magen liegen – und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich ein Teil des Nahrungsbreies einen Weg in die Speiseröhre erkämpft. Auch ein hoher Fettgehalt bringt die Magensäureproduktion in Schwung. Das heißt nicht, dass Fett schlecht ist. Hunde brauchen Fett als Energielieferanten. Aber was Nachbars Lumpi vielleicht noch problemlos verdaut, kann für den eigenen Hund schon zu viel sein.

Dasselbe gilt für manches Obst. Säurehaltiges Obst kann empfindlichen Hunden zu schaffen machen. Der eine Hund verträgt Ananas oder Kiwis, der andere reagiert jedes Mal mit Schmatzen und Unwohlsein.

Je nachdem, wie du fütterst, ist der Einfluss auf die Zusammensetzung groß oder eher klein. Bei der Fütterung mit Trockenfutter ist es besonders schwierig. Hier lassen sich gerade die Fleischbestandteile aus der Deklaration oft nicht herauslesen. Bei Nassfutter gestaltet sich das schon deutlich leichter. Die meisten Hersteller geben mittlerweile Einblick in die Futterzusammensetzung. Auch wenn ich das für selbstverständlich halte, gibt es aber immer noch Hersteller, die das nicht für nötig halten. Ein Blick auf die Inhaltsangabe der Dose verrät uns also viel über die Verdaulichkeit des Futters. Beim Barfen oder Kochen hat man den größtmöglichen Einfluss auf die Zusammensetzung des Futters.

Sodbrennen kann auch auftreten, wenn ein Hund auf bestimmte Futterbestandteile mit einer Unverträglichkeit oder einer Allergie reagiert. Viele Futtermittelunverträglichkeiten/-Allergien beginnen mit unbestimmten Magen-Darm-Symptomen, Magen-Darm-Symptomen, dazu gehört auch Sodbrennen.

Fütterungspraktiken und Sodbrennen beim Hund

Auch in der Art der Fütterung findet sich manchmal die Ursache für das Sodbrennen. Empfindliche Hunde reagieren häufig nicht auf das Futter selbst sondern auf die Fütterung. Folgende Punkte können dabei eine Rolle spielen:

  • Das Futter ist zu kalt (nicht direkt aus dem Kühlschrank füttern)
  • Die Futtermenge passt nicht. Manche Hunde mit Magensäure-Problemen kommen besser mit mehreren kleinen Portionen am Tag zurecht. Andere haben weniger Probleme, wenn sie nur einmal am Tag gefüttert werden.

Ein weiterer Punkt, der in diese Reihe gehört, ist die regelmäßige Fütterung. Mit Regelmäßigkeit ist hier die immer gleiche Uhrzeit der Fütterung gemeint. Viele Hunde wissen ganz genau, zu welcher Zeit sie ihr Futter bekommen. Sie reagieren auf ihre innere Uhr und produzieren, pünktlich zur erwarteten Fütterungszeit, Magensäure. Wenn dann kein Futter kommt, weil Frauchen oder Herrchen noch gar nicht zu Hause ist kann das sehr unangenehm werden. Magensäure im Magen, ohne dass Futter zum Verdauen vorhanden ist, kann auch Sodbrennen auslösen. Auch dann, wenn es nur zu kurzen Verzögerungen kommt. Dies ist allerdings ein Problem, das sich nicht so einfach lösen lässt, weil viele Hundehalter *innen bedingt durch ihren Alltag, auf diese Regelmäßigkeit angewiesen sind und nur wenig Spielraum haben.

Stress als Auslöser von Sodbrennen beim Hund

Ein häufig unterschätzter Auslöser von Sodbrennen ist Stress. Ganz besonder ist hier der Dauerstress gemeint. Obwohl natürlich auch akute Situationen kurzzeitig auf den Magen schlagen können. Hier entwickelt sich aber selten ein länger andauerndes Problem. Wogegen chronischer Stress, also Stress der ständig oder immer wieder auftritt, einen großen Einfluss auf die Gesundheit von Magen und Darm hat. In Stresssituationen wird alle Energie für Angriff oder Flucht gebraucht. Diese uralten Abläufe sind auch in unseren Haushunden noch angelegt. Selbst wenn sie sie nicht ausleben, gehört die Verdauung in solchen Momenten zu den untergeordneten Abteilungen, deren Arbeit in den Momenten nicht benötigt wird. Die Magensäure dümpelt also wieder ohne richtige im Aufgabe im Magen vor sich hin.

Stressauslöser können sehr vielfältig sein und sind von Hund zu Hund unterschiedlich. Hier sind ein paar Anhaltspunkte:

  • Allein sein
  • Unsichere Position im Rudel
  • Hundesport (auch positiver Stress ist Stress)
  • Futterneid beim Fressen
  • Veränderung in der Familiensituation (neues Baby, Trennung)

Diese Liste ist auf keinen Fall vollständig, aber vielleicht gibt sie ein paar gedankliche Anregungen.

Medikamente

Einen möglichen Verursacher möchte ich noch ansprechen – die Medikamente. In manchen Fällen wird das Sodbrennen durch Medikamente ausgelöst. Es gibt einige Schmerzmittel, Entzündungshemmer und Antibiotika, die zumindest bei längerer Behandlungsdauer auf den Magen schlagen und die Magensäureproduktion ankurbeln. Hier lohnt es sich, den Beipackzettel genau zu studieren oder Rücksprache mit dem Tierarzt zu halten, der das Medikament verschrieben hat. Vielleicht gibt es eine Alternative, die besser verträglich ist.

Mögliche Erkrankungen als Ursache

Neben den angesprochenen Ursachen gibt es auch Erkrankungen, die Sodbrennen auslösen können. Ganz vorne steht hier die Gastritis, die Magenschleimhautentzündung, die eng mit dem Sodbrennen verknüpft ist. Auch eine Infektion mit Helicobacter pylori kann zu Magenproblemen und Sodbrennen führen. Dasselbe gilt für Darmerkrankungen, die sich, wenn sie unbeachtet bleiben, auf den gesamten Darm und auch auf den Magen auswirken können. Deshalb ist es sehr wichtig, solche Erkrankungen auszuschließen beziehungsweise gezielt nach dem Auslöser zu suchen.

Wie kann ich meinem Hund bei Sodbrennen helfen?

Was ich bisher angesprochen habe, sind die langfristig benötigten Veränderungen. Zum Beispiel eine Anpassung des Futters/der Fütterung oder eine Reduzierung der Stresssituationen. Hier braucht jeder Hund seine individuelle Lösung. Aber auch für den Akutfall gibt es Hilfsmöglichkeiten. Tierärzte verschreiben bei Sodbrennen in der Regel Magensäureblocker. Sie sorgen alle dafür, dass das Sodbrennen gelindert wird, haben aber unterschiedliche Wirkweisen. Einige greifen schon früh in das System ein und hemmen die Bildung der Magensäurepunkt, andere lassen die Magensäurebildung zu, puffern ihre Wirkung aber ab. Für alle gemeinsam gilt, dass sie nicht auf Dauer gegeben werden dürfen, weil ohne genügend Magensäure die Verdauung stark eingeschränkt ist. Es kann zu Darmproblemen und Nährstoffmangel kommen.

Leinsamenschleim ist eine wirksame Unterstützung bei Magenproblemen. Er wirkt entzündungshemmend und ist ein hervorragender Schleimhautschutz. Allerdings muss gleichzeitig nach der eigentlichen Ursache des Problems gesucht werden, denn auch Leinsamenschleim ist keine Dauerlösung.

Aber im Akutfall, also dann, wenn dein Hund von Sodbrennen geplagt wird, bringt er den meisten Hunden sehr schnell Erleichterung.

Leinsamenschleim

Leinsamenschleim lässt sich einfach herstellen.

Ca. 25g Leinsamen (ganz) mit 250ml Wasser zum Kochen bringen und ungefähr 15 Minuten leicht köcheln lassen. Achtung, die Mischung schäumt. Danach lässt du das ganze etwas ziehen und gleichzeitig abkühlen. Du brauchst nur den Schleim, der sich gebildet hat. Wenn er sich nicht deutlich abgesetzt hat, so dass du ihn abschöpfen kannst, dann musst du die Masse durch ein Sieb streichen, um die Leinsamen rauszufiltern. Im Kühlschrank hält sich der Schleim 2-3 Tage. Je nach Größe deines Hundes kannst ihm 1TL – 2 EL Leinsamenschleim vor oder zu den Mahlzeiten geben. Aber bitte nicht direkt aus dem Kühlschrank füttern, sondern vorher auf Zimmertemperatur bringen.

Für Hunde, die besonders nachts und am Morgen Probleme haben, ist manchmal ein kleines Leinsamenschleim-Betthupferl vor dem Schlafengehen hilfreich. Vielleicht vermischt mit etwas Joghurt oder Hüttenkäse, damit es schmeckt. Auch Heilerde ist eine gute Hilfe bei Sodbrennen. Sie bindet die überschüssige Magensäure und schafft so Erleichterung. Heilerde kann auch mit unters Futter gemischt werden. Wenn du Trockenfutter fütterst, kannst du es etwas anfeuchten, damit die Heilerde haften bleibt. Oder auch mit Hilfe von Joghurt oder Hüttenkäse unters Futter mischen.

Aber auch für Heilerde und Leinsamenschleim gilt, dass sie keine Dauerlösungen sind. Sie eignen sich super, um akutes Sodbrennen schnell zu lindern. Trotzdem muss die Ursache gefunden werden, damit das Problem, das zugrunde liegt nicht nur überdeckt wird und langsam vor sich hin schwelt.

Falls ihr keine mit Heilkräutern arbeitet, achtet darauf, dass ihr bei einem Zuviel an Magensäure keine Bitterstoffe zur Verdauungsanregung füttert. Löwenzahnsaft, Artischocke und Co. würden durch ihre anregende Wirkung auf die Magensäure das Problem zusätzlich verstärken.

Sodbrennen hört sich als Symptom vielleicht unbedeutend an. Es ist aber immer ein Hinweis auf ein zugrundeliegendes Problem, dass du unbedingt ernst nehmen solltest. Denn je nach nach Ausmaß kann es die Lebensqualität deines Hundes sehr stark einschränken und/oder zu Verletzungen an Speiseröhre und Magenwand führen. Außerdem verstärkt sich das eigentliche Verdauungsproblem immer weiter, wenn es nicht beachtet wird.

Dieser Artikel ist auch in der Zeitschrift „Sitz Platz Fuß“ Ausgabe 49, erschienen.

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