Wann braucht mein Hund Milchsäurebakterien? Welchen Nutzen haben Milchsäurebakterien im Hundedarm? Und was sind Milchsäurebakterien überhaupt? Diese Fragen und noch mehr beantworte ich dir im folgenden Artikel:
Wer oder was sind Milchsäurebakterien?
Milchsäurebakterien sind kleine, aber mächtige Mikroorganismen, die zu den guten Bakterien im Darm deines Hundes zählen. Sie sind nicht nur daran beteiligt, das Essen zu verdauen, sondern sie produzieren auch Milchsäure – daher der Name. Diese Milchsäure hilft, ein saures Umfeld im Darm zu schaffen, das schlechte Bakterien fernhält und die guten unterstützt.
- Sie gehören zu den gram-positiven Bakterien.
Die Einteilung in gram-positiv und gram-negativ ist für uns erstmal uninteressant. Sie ist zum Beispiel wichtig, für die Auswahl des richtigen Antibiotikums bei einer Infektions-Erkrankung. Gram-negative Bakterien haben eine dickere Hülle als gram-positive Vertreter.
- Milchsäurebakterien benötigen eigentlich keinen Sauerstoff zum Leben, tolerieren ihn aber. Man nennt das fakultativ anaerob.
- Hauptvertreter der Milchsäurebakterien im Darm sind die Lactobazillen.
- Sie sind sehr widerstandsfähig gegen Säuren wie Magensäure oder Gallensäure.
- Bifidobakterien werden oft im selben Atemzug genannt, sind aber keine Milchsäurebakterien. Sie produzieren hauptsächlich Essigsäure und nur einen geringen Anteil Milchsäure.
Welche Aufgabe haben Milchsäurebakterien im Darm?
Milchsäurebakterien finden wir im gesamten Darm, der Hauptteil lebt aber im Dünndarm.
Sie wandeln Ballaststoffe (unverdauliche Kohlenhydrate) mithilfe von Fermentation in Milchsäure um. Diese kurzkettige Fettsäure ist ein wichtiger Bestandteil für die Darmgesundheit.
Milchsäurebakterien haben aber noch mehr Aufgaben:
- Dadurch, dass sie in großer Menge im Darm vorkommen, verhindern sie, dass sich unerwünschte Bakterien ausbreiten können.
- Sie fördern die Verdauung, sodass dein Hund die Nährstoffe und Vitamine besser aufnehmen kann.
- Durch die Produktion von Milchsäure senken sie den pH-Wert im Darm, was das Wachstum schädlicher Bakterien hemmt und eine gesunde Darmflora fördert.
- Milchsäurebakterien beeinflussen durch ihren Stoffwechsel das Immunsystem positiv.
- Sie produzieren Bacteriozine, die das Wachstum schädlicher Bakterien direkt hemmen können.
Vorteile von Milchsäurebakterien bei Verdauungsstörungen
Milchsäurebakterien helfen durch ihre oben beschriebenen Aufgaben vor allem bei Verdauungsstörungen.
Besonders gut geeignet sind sie dann, wenn die Verdauungsprobleme durch die Ansiedelung schlechter Bakterien ausgelöst werden. Durch ihre Zugabe wird der ph-Wert im Darm abgesenkt und den schlechten Bakterien das Leben schwer gemacht.
Es gibt mehr als 200 verschiedene Lacotbacillus-Arten, von denen wir einen Teil auch immer wieder als Bestandteile von Probiotika finden.
Hier sind aber zwei Punkte zu beachten:
1. Viele ihrer vermuteten Eigenschaften sind noch nicht ausreichend erforscht.
2. Von jeder Bakterienart gibt es viele unterschiedliche Stämme, die sich wiederum in ihrer Wirkung auch noch etwas unterscheiden.
Ich habe dir aber trotzdem ein paar grundsätzliche Eigenschaften einiger Lactobazillen herausgesucht.
Lactobacillus acidophilus wirkt entzündungshemmend und fördert die Wiederherstellung der gestörten Darmbarriere. Als Unterstützung bei Antibiotika-Behandlungen kann er auch die Ausbrietung von Candida albicans verhindern. Ein Pilz, der sich nach einer Antibiose gerne im Darm ausbreitet.
Lactobacillus plantarum kann die Darmflora durch spezielle Wachstumsfaktoren fördern. Er kann sich an die Darmschleimhaut anheften und so die Darmbariere unterstützen. Das kann unter anderem vor dem Leaky Gut-Syndrom schützen.
Lactobacillus paracasei reduziert vermutlich durch seine Stoffwechselprodukte die stressbedingte Darmdurchlässigkeit. Außerdem geht man davon aus, dass bestimmte Stämme dieses Bakteriums in der Lage sind, Histaminausschüttungen zu hemmen.
Lactobazillus helveticus unterstützt die Calcium-Aufnahme und wirkt entzündungshemmend.
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Häufige Fragen zu Milchsäurebakterien
Frage : Woran erkenne ich, dass meinem Hund Milchsäurebakterien fehlen?
Von außen kannst du das leider nicht sehen, aber eine Untersuchung der Kotflora gibt Aufschluss über die vorhandene Menge. Zusammen mit weiteren Parametern einer Kotuntersuchung kann man ein gutes Bild vom Zustand des Darms bekommen.
Frage : Ist eine zusätzliche Gabe von Milchsäurebakterien immer gut?
- Obwohl Probiotika (einschließlich Milchsäurebakterien) viele gesundheitliche Vorteile haben, ist es meiner Meinung nach trotzdem sehr wichtig, sie mit Bedacht einzusetzen. Auch wenn sie normalerweise als Nahrungsergänzungen angeboten werden, sind sie für mich eher Arzneimittel, die nicht grundlos eingesetzt werden sollten. Übermäßiger oder falscher Einsatz kann zu Verdauungsstörungen und Fehlbesiedelungen führen. Das gilt besonders für Hunde mit schweren Erkrankungen oder Immunschwäche.
Frage : Wirken alle Milchsäurebakterien gleich?
- Nein, wie ich oben schon geschrieben habe, gibt es viele verschiedene Stämme von Milchsäurebakterien, und nicht alle haben dieselben Effekte. Unterschiedliche Stämme können unterschiedliche Teile des Verdauungssystems beeinflussen und sind deshalb nicht einfach austauschbar.
Frage : Können Milchsäurebakterien Verdauungsprobleme sofort lösen?
- In den meisten Fällen leider nein. Die Vorteile von Milchsäurebakterien bauen sich allmählich auf und erfordern deshalb als Erstes eine regelmäßige Gabe. Ein sofortiger Effekt ist daher eher selten. Bei manchen Hunden kann es auch einige Wochen dauern, bis Verbesserungen erkennbar sind.
Frage : Wie kann ich meinem Hund Milchsäurebakterien zugeben?
- Milchsäurebakterien kannst du über probiotische Zusätze oder fermentierte Nahrungsmittel wie Joghurt oder Kefir zugeben. Wobei fermentierte Lebensmittel sich nicht eignen, einen großen Mangel auszugleichen. Sie können aber unterstützend wirken und haben deshalb bei vielen Hunden einen festen Platz in der Fütterung. Dasselbe gilt für andere milchsauer-fermentierte Lebensmittel, wie Sauerkraut.
Frage : Wie lange sollte mein Hund Milchsäurebakterien bzw. Probiotika einnehmen?
- Die Dauer der Einnahme kann sehr unterschiedlich sein, weil sie abhängig ist vom Grund der Zugabe und dem individuellen Gesundheitszustand deines Hundes. Manche Hunde profitieren von einer, geringer dosierten, dauerhaften Unterstützung, während andere sie nur zeitweise benötigen.
Frage : Können Milchsäurebakterien meinem Hund helfen, wenn er Antibiotika nimmt?
- Ja, die Einnahme von Milchsäurebakterien während und nach einer Antibiotikatherapie hilft dem Darm dabei, die durch Antibiotika gestörte Darmflora zu regenerieren. Außerdem können dadurch auch Nebenwirkungen, wie Durchfall, reduziert werden. Allerdings haben nicht alle Antibiotika die selbe Wirkung auf die Darmflora. Metronidazol hinterlässt zum Beispiel ,im Unterschied zu vielen anderen Wirkstoffen, kaum Schäden in der Darmflora. Lactobazillen und Bifidobakterien überstehen eine Behandlung ohne größere Verluste. Bei anderen Wirkstoffen wie zum Beispiel Amoxicillin, Tetracyclin oder Nitrofurantoin wird die Darmflora dagegen stark geschädigt.
Frage : Kann ich meinen Welpen mit Milchsäurebakterien unterstützen?
- Kleine Welpen müssen ihre Darmflora erst aufbauen. Im Kontakt mit ihrer Umwelt trainieren sie ihr Immunsystem und zusätzlich hilft eine gesunde Ernährung am besten beim Aufbau der Darmflora. Zusätzliche Bakterien brauchen Welpen normalerweise nicht. Ganz im Gegenteil, damit wäre ihr noch nicht so stabiles Immunsystem wahrscheinlich völlig überfordert.
Auf den Punkt:
Durch die Einbindung von Milchsäurebakterien in die Ernährung deines Hundes, sei es durch spezielle Nahrungsmittel oder Ergänzungsmittel, kannst du aktiv zur Förderung seiner Darmgesundheit beitragen, wenn du ein paar Punkte beachtest.
- Laktobazillen haben zwar eigentlich keine Nebenwirkungen, es ist aber immer ratsam, alle Arten von lebenden Bakterien vorsichtig einzuschleichen. Wenn sie plötzlich in großer Menge im Darm auftauchen, kann es sonst doch zu vorübergehend Nebenwirkungen wie Blähungen, Bauchschmerzen und/oder Durchfall kommen. Beginne deshalb mit einer niedrigen Dosis und steigere diese langsam bis zur gewünschten Menge.
- Wenn dein Hund Allergiker ist oder schnell mit Unverträglichkeiten reagiert, dann achte auf die Zusatzstoffe im Präparat. Maltose oder Reisstärke kann sonst schnell die erhoffte Wirkung zunichtemachen.
- Möchtest du deinen Hund bei einer Antibiotika-Behandlung unterstützen, dann sollte die Dauer der Gabe noch 14 Tage über die Behandlungsdauer hinausgehen.
- Wenn dein Hund an einer SIBO, einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms leidet, dann kläre vor der Gabe von Milchsäurebakterien ab, ob ein Zusatz zum aktuellen Zeitpunkt sinnvoll ist. Es soll ja nicht zu einer weiteren Bakterien-Besiedelung im Dünndarm kommen.
- Milchsäurebakterien haben viele gute Eigenschaften, aber sie sollten nur gegeben werden, wenn ihre Wirkung auch benötigt wird.
Wenn jetzt noch Fragen offen geblieben sind, dann darfst du dich gerne an mich wenden.
Hallo Maike,
wie ist es bei einem bestehenden Leaky Gut?
Sollte man Milchsäurebakterien dazu geben?
Können diese die Darmschleimhaut regenerieren?
Hallo Sabrina,
ja, auch bei einem Leaky-Gut brauchen wir Darmbakterien. Aber besonders wichtig ist hier die Unterstützung der Darmschleimhau.
Liebe Grüße
Maike