Das ist ein ganz ernst gemeiner Ratschlag von mir. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass die Menschen meiner Hunde-Patienten eigentlich schon sehr früh merken, dass irgendetwas bei ihrem Hund nicht rund läuft. Aber es ist nicht richtig fassbar, immer nur so ein Gefühl. Und jedes Mal, wenn du dir sicher bist, dass irgendetwas nicht stimmt, verhält sich dein Hund plötzlich wieder ganz normal. Kennst du das auch von deinem Hund? Deshalb bitte ich, auf dein Bauchgefühl für deinen Hund zu hören. Du kennst ihn am besten.
Magen-Darm-Erkrankungen fangen oft ganz unspektakulär an.
Bei den meisten Hunden schleichen sich die Auffälligkeiten ganz langsam ein. Immer mal wieder weicher Kot, manchmal auch Durchfall, aber dann ist wieder alles gut. Auslöser, die weichen Kot verursachen, gibt es viele. Vielleicht war die Familie zu Besuch und dein Hund hatte Stress oder er hat irgendwas Unverträgliches gefressen.
Vielleicht vermiest dir dein Hund mit seinen Blähungen auch immer mal wieder den gemütlichen Fernsehabend. Es kann das Futter sein … aber eigentlich fütterst du es ja schon lange…!?
Manche Hunde fangen plötzlich an, nach dem Fressen zu gähnen, als wenn sie mit dem vollen Bauch jetzt ein Nickerchen machen möchten.
Jetzt kommt dein Bauchgefühl ins Spiel
Denn, das alles können kleine Anzeichen sein, die dich aufmerksam werden lassen. Dein Bauch sagt dir, dass da vielleicht irgendetwas nicht stimmt und du beginnst andere Hundebesitzer zu fragen, ob ihre Hunde auch solche Probleme haben.
Dann bekommst du Tipps für Nahrungszusätze, Futtersorten, Shampoos und so weiter. Jeder einzelne Tipp ist gut gemeint, da bin ich ganz sicher.
Aber leider gibt es nicht das „eine“ Pulver, das jeden Durchfall wegzaubert. Und Apfelessig im Trinkwasser ist auch kein Allheilmittel bei Juckreiz. Es gibt auch kein Hundefutter, dass „alle“ Dalmatiner gut vertragen, auch wenn es schön wäre. Und auf das Spezialfutter, mit dem Magen-Darm-kranke Hunde sofort die schönsten Häufchen machen und wieder an Gewicht zulegen, warte ich schon seit Jahren. Es wird nicht kommen, das weiß ich auch schon seit Jahren.
Besonders schwierig ist es bei Empfehlungen für Nahrungsergänzungen. Wenn die Zusammensetzung nicht zu den Problemen passt, die du damit behandeln möchtest, kann es unter Umständen mehr schaden als nutzen.
Probier nur aus, was dir wirklich sinnvoll erscheint
Die meisten Menschen, die mit mir über die Erkrankung ihres Hundes sprechen, haben schon viel ausprobiert. Sie haben versucht, den größten Teil der Tipps und Ratschläge aus dem Freundeskreis und dem Internet umzusetzen. Das hat zum Teil viel Geld gekostet, aber vor allem viel Zeit …
Und fast alle sagen, dass sie eigentlich wussten, dass sie auf diesem Weg nicht wirklich weiterkommen. Und wenn du dieses Gefühl hast, dann vertrau darauf. Ich kann es nur wiederholen: Du kennst deinen Hund am besten. Und wenn du das Gefühl hast, auch wenn es noch so unbestimmt ist, dass irgendetwas nicht stimmt, dann lass dich nicht beirren.
Deshalb nochmal mein ganz ernst gemeiner Ratschlag:
Bevor du das nochmal das Futter wechselst oder wieder ein neues Nahrungsergänzungsmittel kaufst, „höre auf dein Bauchgefühl“.
Wenn du eigentlich weißt, dass es auch mit dem neuen Futter wahrscheinlich nicht besser wird, dann widerstehe der Versuchung. Und auch der dritte Futterzusatz zur Verdauungsförderung kostet wahrscheinlich nur Geld und Zeit. Auch wenn der Nachbarshund damit seine Probleme losgeworden ist. Investiere die Zeit lieber in ein kleines Hundetagebuch, in dem du für die nächsten zwei bis vier Wochen alles notierst, was dir „komisch“ vorkommt. Aber bitte denke daran, auch alle Veränderungen zu notieren, die deinen Hund mitbetreffen: Stress, Futterwechsel, Medikamente.
So wirst du schnell einen besseren Überblick haben und wahrscheinlich wissen, dass du dich auf dein Bauchgefühl verlassen kannst.
Jeder Hund ist ein Individuum und mit ihm auch die Ausprägung seiner Erkrankung.
Du sprichst mir soooo aus der Seele! Hundebesitzer kennen ihren Hund oft sehr gut.
Auch ich sehe bei meinen Hunden dieses oder jenes Verhalten und habe eine Idee, wie es ihnen damit geht. Trotzdem ist es gar nicht so einfach, diese Beobachtungen so zu formulieren, dass meine Tierärztin weiß, wonach sie suchen soll bzw. zu entscheiden, ist das überhaupt ein Fall für einen Tierarzt oder einen anderen Spezialisten (z. B. einen Tierphysiotherapeuten oder – im Fall von Ernährung – einen Tierheilpraktiker).
Und bei all den ErnährungsberaterInnen einen zu finden, mit dem man konform gehen kann so wie hier mit Dir, ist gar nicht einfach.
Ich freue mich gerade riesig, dass Du mir begegnet bist.
Liebe Therese,
danke für deine lieben Worte. Ich bin sehr sicher, dass die meisten Hundebesitzer*innen ihre Hunde sehr gut kennen, aber manchmal leider nicht ernst genommen werden. Deshalb nehme ich mir immer die Zeit, genau hinzuschauen.