Braucht ein Hund zusätzlich zum Hundefutter noch Nahrungsergänzungen damit er mit allen nötigen Mineralstoffen und Vitaminen versorgt ist? Ist das Futter sonst nicht bedarfsdeckend? Diese Frage beantworte ich sehr häufig und deshalb ist es unbedingt mal Zeit, hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Warum braucht der Wolf keine Nahrungsergänzungen?

Zu diesem Thema gibt es sehr unterschiedliche Meinungen, die auch immer wieder diskutiert werden. Ich möchte euch meine Einstellung zu diesem Thema nicht vorenthalten:

Der Wolf und auch die Füchse, denen ich zumindest viel häufiger begegne, können sich problemlos artgerecht ernähren. Das einzige Problem, dass sich ihnen manchmal in den Weg stellt, ist der Zaun oder der Stall, die sie von ihren potenziellen Beutetieren trennen. Wenn sie aber Beute gemacht haben, ist das normalerweise eine sehr ausgewogene Mahlzeit. Sie fressen ihr ganzes Beutetier mit Haut und Haar. Und natürlich auch mit allen Innereien, mit Gehirn und Darm, Blut und Knochen. Wenn dann noch die Menge stimmt, dann sind sie auch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt. Die Natur hat das sehr gut eingerichtet.

Nun sind unsere Haushunde aber keine Wölfe oder Füchse. Sie fangen vielleicht mal eine Maus, aber das war es dann auch schon. Um ihre Ernährung müssen sie sich nicht kümmern. Sie bekommen ihr Futter von uns vorgesetzt und sind meistens auch zufrieden damit. Die wenigsten von uns haben aber einen Jagdschein und gehen auf die Pirsch, um ihrem Hund ein ganzes Kaninchen zu bringen. Wir müssen deshalb auf Fertigfutter oder Rohfütterung ausweichen. Das Fleisch, das wir verfüttern, wenn es nicht aus Biohaltung kommt (und selbst da bin ich mir nicht so sicher) kommt von Tieren, die selbst kein artgerechtes Leben hatten. Die wenigsten von ihnen haben wirklich auf der Wiese gestanden und Gras gefressen. Bei den kleinen Wiederkäuern Schaf und Ziege haben wir noch die größten Chancen, dass sie einen Teil ihres Lebens auf der Wiese verbracht haben, weil sie sich nicht so einfach nur im Stall halten lassen. Aber die meisten Tiere, die wir als Hundefutter verfüttern, haben wahrscheinlich selbst schon unter Mangelernährung oder nicht artgerechter Fütterung gelitten. Da stellt sich für mich die Frage, ob dieses Fleisch einen Hund wirklich bedarfsgerecht mit Nährstoffen versorgen kann? Zumal es sich bei dem verarbeiteten Fleisch um ausgeblutetes Fleisch handelt: also ohne Blut, ohne Darm, ohne Gehirn … Es fehlt vieles, was der Wolf einfach mitfressen kann.

Für mich ist deshalb klar, dass es ganz ohne Nahrungsergänzungen nicht geht. Zumindest in der herkömmlichen Hundefütterung.

Bei welchen Fütterungsarten sind Nahrungsergänzungen sinnvoll?

Roh- und Kochrationen

Gerade bei rohen oder gekochten Rationen ist es wichtig, auf die Zusammensetzung der Fütterung und die damit zusammenhängende Nährstoffversorgung zu achten. Bei Rohfütterung ist es zum Beispiel dann sehr wichtig, wenn dein Hund bestimmte Komponenten nicht verträgt und du sie deshalb nicht verfütterst. Bekommt dein Hund zum Beispiel grundsätzlich keine Innereien, musst du die dadurch entstehende Nährstofflücke anders ausgleichen.

  • Leber enthält viel Vitamin A, Kupfer und B-Vitamine
  • Niere enthält u.a. Vitamin A, E, B-Vitamine, Natrium und Kalium
  • Milz enthält vor allem Kalium, Eisen und B-Vitamine

Kalium bekommt dein Hund zum Beispiel auch, wenn du Kartoffeln fütterst, Vitamin A und D in Dorschlebertran. Mit dem Eisen wird es dann schon etwas schwieriger. Auch Zink fehlt in fast allen Futter-Rationen, weil es auch im Fleisch nicht ausreichen enthalten ist. Deshalb findest du auf jedem Alleinfuttermittel Zink als Zusatz.

Wenn du die Rationen für deinen Hund garst, musst du, auch wenn du Innereien fütterst, zusätzlich auf die wasserlöslichen B-Vitamine achten, die sich beim Erhitzen aus dem Fleisch lösen und ins Kochwasser übergehen. Sie sind außerdem auch noch hitzeempfindlich, sodass die Gartemperatur möglichst niedrig sein muss.

Fertigfutter mit wenigen Zutaten

Ähnliche Überlegungen wie bei den rohen und gekochten Rationen musst du dir machen, wenn du Fertigfutter fütterst, dass nur aus wenigen Zutaten besteht und dem auch keine oder nur wenige Nährstoffe zugesetzt wurden. Mein Eindruck ist, dass in letzter Zeit immer mehr Nassfuttersorten auf den Markt kommen, die sich an dem Verbraucherwunsch nach einer natürlicheren Fütterung angepasst werden. Sie werden als Alleinfuttermittel deklariert, sind es aber häufig nicht. Letzte Woche hat mich eine Hundehalterin nach meiner Einschätzung zu diesem Fertigfutter gefragt:

– Alleinfuttermittel für adulte Hunde –

Zusammensetzung:
100% Rind (Rindfleisch, Rinderherz, Rinderleber, Rinderpansen)

Analytische Bestandteile %:
Protein 12,1% Fettgehalt 6,1% Rohfaser 0,7% anorganische Stoffe 1,6% Feuchte 78,3% Kalzium 0,34% Phosphor 0,24%

Das ist die rückseitige Beschriftung einer Reinfleischdose. Sie ist eindeuttig als Alleinfuttermittel deklariert. Ohne Mengenangaben der einzelnen Bestandteile ist überhaupt nicht überprüfbar, in wieweit dieses Nassfutter den Bedarf deckt. Aber ein Alleinfuttermittel, dem nichts zugesetzt werden muss, ist das nicht. Wenn du deinen Hund nur damit fütterst, wird er krank.

Ausgewählte Stücke zu 100 % vom Rind in bester Qualität. Nur aus frischem Fleisch und wertvollen Innereien, wie Leber, Lunge, Magen etc.

Die Fleischsorten einer Tierart, wie Muskelfleisch, Herz, mineralreiche Leber werden so zusammengestellt, dass das Ergebnis ein aus ernährungsphysiologischen Aspekten rundum versorgendes, hochwertiges Alleinfutter ist. Also ein Dosenfutter, das obwohl nur von einer Tierart, doch alles enthält, was der Hundekörper für eine dauerhafte, gesunde Ernährung und optimale Fitness benötigt!

Diesen Text habe ich bei der Internet-Beschreibung des Futters gefunden. Nicht nur, dass wieder von Alleinfuttermittel gesprochen wird, hier werden auch noch Komponenten genannt, die auf der Dose nicht zu lesen sind. Alleinfuttermittel darf ein Futter dann genannt werden, wenn es den Hund mit allen erforderlichen Nährstoffen bedarfsdeckend versorgt. Sonst nicht!

Wenn keine Quellen für bestimmte Nährstoffe zu erkennen sind

Mein schönes Futterbeispiel kann ich hier direkt nochmal verwenden. Es ist für einen Laien schwer zu erkennen, ob das Futter wirklich bedarfsdeckend ist. (Aber dafür gibt es ja Ernährungsberater*innen, die das schnell überprüfen können😊). Trotzdem ist es wichtig, dass du dir die Zusammensetzung deines Futters anschaust. Du kannst zum Beispiel selbst schauen, ob du in der Auflistung eine Jodquelle findest. Jod füttern wir mithilfe von Seealgen. In vielen Futtersorten finden wir Spirulina oder Chlorella. Bei diesen beiden handelt es sich aber um Süßwasseralgen, die im Gegensatz zu den Seealgen so gut wie kein Jod enthalten.

Bei unserem Beispielfutter lässt sich in der Zusammensetzung keine Jodquelle finden. Dieses Futter muss also neben vielem anderen auch unbedingt mit Jod angereichert werden.

Calcium wird in der Analyse, (die Analyse wird immer von einem unabhängigen Labor erstellt) in ausreichender Menge aufgeführt. Allerding gibt es keine Calcium-Quelle bei den Zutaten… Calcium füttern wir über Knochen, Knochenmehl, Eierschale, Algenkalk, Calciumcarbonat oder Calciumcitrat. Bei den Inhaltsstoffen finden wir nichts davon. Vielleicht sind Knochen mit verarbeitet, vielleicht wurde aber auch eine andere Calciumquelle zugegeben. Für Besitzer*innen von Hunden, die unter Sodbrennen leiden, wäre die Quelle wichtig zu wissen.

Ich schreibe mich gerade in Rage, ich merk’ es. Sorry, aber das ist für mich ein so wichtiges Thema. Ich bin der Meinung, dass man sich als Hunde*besitzerin auf die Angaben der Hersteller verlassen können muss. Und dass man als Hundehalter`*in auch nicht extra den Hersteller anrufen muss, um Informationen zu erhalten, die eigentlich auf der Verpackung stehen sollten. Das ist etwas, das viele meiner Patienten-Besitzer*innen tatsächlich machen, um ihren kranken Hunden nicht zu schaden.

Bei welchen Hunden sind Nahrungsergänzungen sinnvoll?

Eben habe ich mich auf die Fütterungsarten bezogen, jetzt geht es um die Hunde selbst. Für wen kann eine Unterstützung mit Nahrungsergänzungen unter Umständen notwendig sein?

Kranke Hunde durch Nahrungsergänzungen unterstützen

Bei vielen chronischen Erkrankungen unserer Hunde ist die Nährstoffaufnahme gestört. Ganz vorne stehen hier alle Formen von Verdauungsstörungen. Wenn die Nährstoffe nicht oder nur unzureichend aufgenommen werden können, entsteht ein Mangel. Durch diesen Nährstoffmangel kann sich der Gesundheitszustand eines sowieso schon kranken Hundes noch weiter verschlechtern. Deshalb ist hier eine Unterstützung mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen sehr wichtig, um eine bedarfsdeckende Versorgung zu erreichen. Welche Nährstoffe das betrifft, hängt sowohl an Art und Ausprägung der Erkrankung als auch an der Fütterung.

Senioren profitieren von zusätzlichen Nährstoffen

Auch alte Hunde können mit zusätzlichen Nährstoffen sehr gut unterstützt werden. Hiermit sind nicht nur die gängigen Senioren-Pülverchen für den Bewegungsapparat und gegen Demenz gemeint. Auch eine erhöhte Vitamin-Gabe und die besondere Beachtung von Omega-3Fettsäuren hilft unseren grauen Schnauzen.

Bei Herzerkrankungen ist häufig eine zusätzliche Versorgung mit bestimmten Mineralstoffen sehr förderlich. Hier muss aber unbedingt eine grundsätzliche Abstimmung mit dem behandelnden Tierarzt vorausgehen. Bei Herzerkrankungen auf keinen Fall eigenmächtig irgendetwas ausprobieren, denn ein falsch gewählter Zusatz kann das Herz unter Umständen noch stärker beeinträchtigen.

Sportlich sehr aktive Hunde

Sporthunde sind die dritten in meiner Aufzählung, die von zusätzlichen Nährstoffen profitieren können. Allerdings wirklich nur die, die auch stark belastet werden. Wenn über einen längeren Zeitraum eine höhere Leistung erbracht werden muss, werden auch Mineralstoffe und Vitamine verbraucht. Das gilt zum Beispiel für Hunde, die zur Jagd eingesetzt werden oder Hunde, die viel und ausdauernd trainieren und an Turnieren teilnehmen. Hier sollte bei der Rationsberechnung der erhöhte Bedarf berücksichtigt werden, damit es nicht zu einem Mangel kommt. Das gilt aber wirklich nur für sehr aktiver Sport- oder Diensthunde. Wenn du mit deinem Hund auf den Hundeplatz gehst oder einmal in der Woche Fährtenarbeit machst, reicht die normale Nährstoffversorgung vollkommen aus.

Fazit

Es gibt unterschiedliche Situationen, in denen es gut oder notwendig ist, deinen Hund mit zusätzlichen Nährstoffen zu unterstützen, um ein Defizit zu verhindern. Wichtig ist dabei aber, dass du dabei die Nahrungsergänzungen einsetzt, die tatsächlich gebraucht werden. Jeder Hersteller von Nahrungsergänzungen hat seine eigene Zusammensetzung der Präparate. Deshalb brauchst du eines, dass zu deiner Fütterung passt. Also das ausgleicht, was das Futter nicht liefert. Wenn Futter und Zusatz nicht aufeinander abgestimmt sind, kann es dir passieren, dass du bei manchen Nährstoffen in die völlige Überversorgung gehst und gleichzeitig den eigentlichen Mangel nicht ausgleichst.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner