Pankreas-Insuffizienz beim Hund: Ursachen, Symptome und wie du deinem Hund helfen kannst

Wenn dein Hund plötzlich trotz normalen Appetits an Gewicht verliert oder dauerhaft unter Durchfall leidet, könnte eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse dahinterstecken. Besonders die Pankreas-Insuffizienz, auch exokrine Pankreas-Insuffizienz (EPI) genannt, ist eine häufige, aber oft übersehene Ursache für Verdauungsprobleme bei Hunden. Diese Erkrankung beeinträchtigt die Fähigkeit deines Hundes, Nährstoffe aus der Nahrung zu verwerten, und führt zu Mangelerscheinungen, wenn sie nicht behandelt wird.

Was ist die Bauchspeicheldrüse und was macht sie?

Die Bauchspeicheldrüse deines Hundes hat zwei Hauptfunktionen. Zum einen produziert sie Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert, zum anderen produziert sie Verdauungsenzyme. Diese Enzyme helfen dabei, Fette, Proteine und Kohlenhydrate aus der Nahrung aufzuspalten, sodass der Körper sie aufnehmen kann. In diesem Artikel geht es besonders um die exokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse – die Produktion der Verdauungsenzyme.

Wenn die Bauchspeicheldrüse diese Enzyme nicht mehr ausreichend produziert, sprechen wir von einer Bauchspeicheldrüsenschwäche oder Pankreas-Insuffizienz.

Was ist eine Pankreas-Insuffizienz?

Ohne die Verdauungsenzyme kann der Organismus die aufgenommene Nahrung nicht richtig verdauen, und wichtige Nährstoffe wie Fette, Proteine und Vitamine gehen verloren. Selbst wenn dein Hund gut frisst, kann er nicht genügend Energie und Nährstoffe aus seiner Nahrung gewinnen.

Bei der Pankreas-Insuffizienz handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Verdauungsenzyme produziert. Diese Enzyme sind notwendig, um das Futter im Dünndarm in seine allerkleinsten Bestandteile zu zerlegen. Denn nur in dieser Form könne sie vom Organismus aufgenommen werden.

Was passiert, wenn die Nährstoffe nicht ausreichend zerlegt werden… sie wandern ungenutzt durch den Verdauungstrakt und werden mit dem nächsten Häufchen wieder nach draußen befördert.

Hunde mit Pankreas-Insuffizienz können zwar fressen, aber weil sie das Futter nicht verwerten können, führt das zu einem Teufelskreis aus chronischem Hunger, Gewichtsverlust und Nährstoffmangel.

Ursachen der Pankreas-Insuffizienz

Es gibt zwei sehr häufige Ursachen der Pankreas-Insuffizienz:

1. Der allmähliche Verlust der Enzym-produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Dies geschieht meist schleichend, und es gibt einige Hauptauslöser:

  • Genetische Veranlagung: Einige Hunderassen, insbesondere Deutsche Schäferhunde und Collies, sind besonders anfällig für Pankreas-Insuffizienz. Bei diesen Rassen kann die Erkrankung bereits in jungen Jahren auftreten.
  • Chronische Pankreatitis: Eine unterschwellig immer wieder auftretende Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann auf Dauer dazu führen, dass das Pankreasgewebe immer weiter geschädigt wird und nicht mehr genügend Verdauungsenzyme produzieren kann.
  • Autoimmunerkrankungen: In sehr seltenen Fällen greift das Immunsystem die Bauchspeicheldrüse an und zerstört die Zellen, die für die Produktion der Enzyme verantwortlich sind.
  • Tumore oder schwere Verletzungen: Obwohl auch sehr selten, können auch Tumore oder Verletzungen der Bauchspeicheldrüse zu einer Insuffizienz führen.

2. Ein weiterer Verursacher einer vorübergehenden Bauchspeicheldrüsenschwäche kann der Darm sein. In diesem Fall ist die Bauchspeicheldrüse gar nicht das Problem, sondern ihr Signalgeber schwächelt. Das Hauptsignal zur Enzymabgabe wird nämlich aus der Darmschleimhaut gesendet. Ist der Darm entzündet oder die Darmschleimhaut nicht gut aufgestellt, wird auch nicht genügend Signal abgegeben.

Die Bauchspeicheldrüse macht aber das, was angefordert wird. Kommt wenig Signal bei ihr an, schüttet sie auch nur wenig Enzyme aus. Logisch, aber für die Verdauung sehr unvorteilhaft.

Symptome der Pankreas-Insuffizienz

Die Symptome der Pankreas-Insuffizienz werden oft erst mit der Zeit deutlicher, da der Hund immer weniger Nährstoffe aufnehmen kann. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Gewichtsverlust: Trotz normalen oder sogar gesteigerten Appetits nimmt dein Hund ab, weil er die Nährstoffe aus der Nahrung nicht aufnehmen kann.
  • Häufiges Kotabsetzen: Dein Hund setzt viele und zum Teil auch große Häufchen ab, aus demselben Grund wie oben…er kann sein Futter nicht richtig verwerten.
  • Blähungen und Bauchgeräusche: Unverdaute Nahrung kann zu Blähungen und lauten Magen-Darm-Geräuschen führen.
  • Schlechtes Fell: Weil wichtige Nährstoffe fehlen, leidet auch das Fell deines Hundes oft sichtbar. Es kann stumpf, trocken und spröde werden.
  • Ständiger Hunger: Dein Hund hat ständig Hunger, obwohl er riesige Mengen frisst. Auch das liegt daran, dass sein Körper trotz der Futteraufnahme nicht genug Nährstoffe bekommt.
  • fettiger, glänzender Kot: Da die Fette nicht verdaut werden können, sehen die Häufchen oft hell und ölig aus. Dieses Symptom wird sehr häufig in der Literatur genannt, kommt aber nach meiner Erfahrung gar nicht so häufig vor, oder ist zumindest bei den meisten Hunden erst ein sehr spätes Anzeichen.

Unterschiede zur Pankreatitis

Obwohl Pankreas-Insuffizienz und Pankreatitis beide die Bauchspeicheldrüse betreffen, handelt es sich um zwei sehr unterschiedliche Erkrankungen. Trotzdem werden beide Erkrankungen oft in einen Topf geworfen.

Bei der Pankreatitis handelt es sich um eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die akut oder chronisch sein kann. Diese Entzündung führt dazu, dass die Verdauungsenzyme bereits in der Bauchspeicheldrüse aktiv werden und Gewebe zerstören, was starke Schmerzen und Verdauungsprobleme verursacht.

Während die Pankreatitis eine Entzündung ist, bei der die Bauchspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen wird, ist die Pankreas-Insuffizienz eine dauerhafte Funktionsstörung, bei der das Organ nicht mehr ausreichend Enzyme produziert. Allerdings kann eine chronische Pankreatitis mit der Zeit zu einer Pankreas-Insuffizienz führen, da das Gewebe durch die wiederholten Entzündungen geschädigt wird.

Wie du oben bei den Auslösern gelesen hast, kann es aber auch zu einer vorübergehenden Schwäche der Bauchspeicheldrüse kommen, ohne dass das Organ geschädigt ist. Wir haben also auch keine „richtige“ Insuffizienz, obwohl sich dieselben Folgen zeigen.

Bei einer Pankreatitis braucht dein Hund normalerweise keine zusätzlichen Verdauungsenzyme.

Wie kannst du deinem Hund bei Pankreas-Insuffizienz helfen?

Je nachdem, wodurch die Schwäche der Bauchspeicheldrüse ausgelöst wird, bedeutet das, dass dein Hund vorübergehend oder auch lebenslang Unterstützung benötigt.

1. Enzympräparate

Da dein Hund nicht mehr genügend Verdauungsenzyme produziert, musst du ihn über die Fütterung mit Enzymen versorgen. Die Enzyme werden einfach zum Futter gegeben und erledigen dann ihre Arbeit im Dünndarm. Es gibt sowohl Präparate mit tierischen Enzymen, als auch mit pflanzlichen Enzymen.

2. Hochverdauliche Fütterung, aber nicht automatisch fettarm!

Um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten, ist eine hochverdauliche Fütterung meistens sehr hilfreich. Wenn dein Hund Enzyme bekommt, müssen die Rationen aber nicht extrem fettarm sein.

Zusätzlich zu der Enzymgabe fettarm zu füttern, ist nur notwendig, wenn der Auslöser eine chronische Pankreatitis ist, oder ein Darmproblem zugrunde liegt, dass auch eine fettarme Fütterung erfordert.

Bei einer „normale“ Pankreas-Insuffizienz, die durch Enzyme unterstützt wird, übernehmen die zugefütterten Enzyme die Arbeit der Fettverdauung. Das sollte bei der richtigen Berechnung der erforderlichen Enzymgabe ausreichen.

3. Regelmäßige, kleine Mahlzeiten

Statt deinem Hund zwei große Mahlzeiten am Tag zu geben, solltest du das Futter auf mehrere kleinere Portionen verteilen. Das entlastet das Verdauungssystem und hilft, die Nährstoffe besser aufzunehmen.

4. Vitamin- und Mineralstoffergänzungen

Da dein Hund mit Pankreas-Insuffizienz Schwierigkeiten hat, Vitamine und Mineralstoffe aus der Nahrung aufzunehmen, können Ergänzungsmittel notwendig sein. Besonders fettlösliche Vitamine wie A, D, E und K müssen möglicherweise zusätzlich verabreicht werden, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Gemeinsamkeiten und Risikofaktoren

Sowohl Pankreas-Insuffizienz als auch Pankreatitis haben einige gemeinsame Risikofaktoren, besonders wenn es um die Ernährung und das Gewicht deines Hundes geht:

  • Fettreiche Fütterung: Ein hoher Fettgehalt belastet die Bauchspeicheldrüse und kann sowohl eine Pankreatitis auslösen als auch die Symptome einer Pankreas-Insuffizienz verschlimmern.
  • Übergewicht: Übergewicht erhöht das Risiko für beide Erkrankungen, da es die Verdauung belastet und die Bauchspeicheldrüse stärker beansprucht.

Wie lässt sich eine Pankreas-Insuffizienz diagnostizieren?

Wenn sich die Symptome häufen und du das Gefühl hast, da könnte die Bauchspeicheldrüse eine Rolle spielen, hast du zwei Möglichkeiten, das zu testen:

Blutuntersuchung

Im Blut gibt es verschiedene Werte, die dir Auskunft über den Zustand der Bauchspeicheldrüse geben können.

Achte bitte darauf, dass dein Hund vor dieser Untersuchung 8-12 Stunden nüchtern ist.

cPLI: Wenn dieser Wert detlich erhöht ist, zeigt er eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse an. Keine Insuffizienz!

cTLI: Nur ein gemessener Wert unterhalb des Referenzwertes ist ein Hinweis auf eine Insuffizienz. Liegt der gemessene Wert oberhalb der Normwerte, ist dies nicht spezifisch für eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse.

B12: Ein deutlicher Vitamin-B12-Mangel ist ein Indiz für eine Schwäche der Bauchspeicheldrüse. Die Bauchspeicheldrüse bildet nicht nur die Verdauungsenzyme, sondern auch den Intrinsic-Faktor. Der Intirinsic-Faktor ist ein Glykoprotein, dass es dem B12 ermöglicht, sich zu bewegen. Es ist sozusagen das Taxi in die Zelle. Ohne genügend Intrinsic-Faktor sinkt über kurz oder lang der B12-Spiegel im Blut.

Kotuntersuchung

canine Pankreas Elastase 1: Dieses Enzym wird von der Bauchspeicheldrüse gebildete und wandert fast unverändert durch den Verdauungskanal. Es ist deshalb im Kot gut messbar und gibt Auskunft über die Enzymabgabe des Pankreas.

Für dies Untersuchung brauchst du keine Sammelprobe. Eine Probe aus einem Häufchen ist ausreichend. Dein Hund muss auch nicht nüchtern sein. Und falls du schon Enzyme zufütterst, musst du sie vor der Probenentnahme nicht absetzen. Sie werden nicht mitgemessen.

Besonderheiten:

Ich erlebe sehr häufig, dass der Blutbefund unauffällig ist und damit ein Problem der Bauchspeicheldrüse ausgeschlossen wird. Tasächlich zeigen uns Bauchspeicheldrüsenwerte im Normbereich, dass die Bauchspeicheldrüse theoretisch in der Lage ist, Enzyme zu produzieren.

Ob sie es aber wirklich (ausreichend) macht, sieht man erst an der Elastase im Kot. Denn wenn der Darm dazwischenfunkt und aufgrund einer Entzündung nicht genügend Signal ausgeben kann, ist die Bauchspeicheldrüse als Organ ja in Ordnung. Im Blutbild ist deshalb von diesem Problem nichts zu sehen.

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist die Menge der abgebenen Elastase. Eine tatsächlich Bauchspeicheldrüsen-Insuffizienz haben wir (offiziell) erst bei einem Wert unter 10.

Bei einem gesunden Hund wird aber normalerweise ein Wert über 180 gemessen. Die Differenz zwischen diesen beiden Messwerten ist sehr groß.

Meine Erfahrung ist, dass Hunde, die ein unauffälliges Blutbild und einen Elastase-Wert unter 100 haben, von einer zumindest vorübergehenden Unterstützung durch Enzyme sehr profitieren. In diesen Fällen ist sehr häufig der Darm der Auslöser der Bauchspeicheldrüsenschwäche und muss unbedingt mit-therapiert werden. Aber das ist dann wieder ein anderes Thema.

Fazit

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