Präbiotika sind Ballaststoffe für deinen Hund, aber Ballaststoffe sind nicht automatisch Präbiotika. Der Unterschied ist wichtig und entscheidet auch darüber, wie du die Ballaststoffe einsetzt. Ich drösel dir das deshalb jetzt mal auf.

Ballaststoffe

Der Begriff Ballaststoffe ist ein Oberbegriff, mit dem die pflanzlichen Nahrungsbestandteile gemeint sind, die den Verdauungstrakt mehr oder weniger unverdaut durchlaufen können. Sie sorgen für eine gute Kot-Konsistenz und für ausreichende Darmbewegung. Ein Teil von ihnen kann aber noch mehr. Einige Ballaststoffe können auch die Darmbakterien unterstützen, in dem sie ihnen als Nahrungsquelle dienen.

Bei fast allen Ballaststoffen handelt es sich um schwerverdauliche Kohlenhydrate.

Wie lassen sich Ballaststoffe unterscheiden?

Es gibt unterschiedliche Eigenschaften, durch die sich die große Gruppe der Ballaststoffe unterscheiden lässt.

Meistens wird zwischen löslichen und unlöslichen Ballaststoffen unterschieden. In anderen Texten wird von fermentierbaren und nicht fermentierbaren Ballaststoffen geschrieben. Du hast wahrscheinlich beides schon mal gelesen.

Zunächst schauen wir uns mal die Aufteilung in löslich und unlöslich an.

Lösliche und unlösliche Ballaststoffe

Lösliche Ballaststoffe

Diese Ballaststoffe lösen sich in Wasser auf, verlieren dabei komplett ihre Struktur und wandeln sich in einen gelartigen Zustand um. Dieses Gel sorgt unter anderem für einen reibungslosen Transport des Futterbreis durch den Darm.

Unlösliche Ballaststoffe

Die sogenannten unlöslichen Ballaststoffe nehmen in die Hohlräume ihrer Gerüststruktur Wasser auf. Durch diesen Vorgang quellen sie auf und vergrößern die Kotmenge. Sie behalten dabei ihre Struktur, werden nur durch das gespeicherte Wasser größer. Das ist unterscheidet sie von den löslichen Ballaststoffen, die sich komplett umwandeln, aber nicht größer werden.

Durch ihr Quellvermögen sorgen sie für ein gutes Sättigungsgefühl und werden deshalb gerne bei übergewichtigen Hunden eingesetzt, die abnehmen sollen. Aber Vorsicht, hier ist es ganz wichtig, dass das unter Anleitung geschieht. Wenn die Futtermenge radikal reduziert wird und durch Ballaststoffe ersetzt wird, kann das zu Darmproblemen führen und zu Nährstoffmangel.

Dadurch, dass die unlöslichen Ballaststoffe die Kotmenge vergrößern, wird die Darmperistaltik angeregt. Der Darm kommt ausreichend in Bewegung und transportiert die Nahrungsreste zügig weiter. Durch die kürzere Verweildauer im Dickdarm haben schlechte Bakterien weniger Zugriff auf für sie wichtige Nahrungsquellen.

Fermentierbare und nicht fermentierbare Ballaststoffe

Diese Unterscheidung ist für den Einsatz als präbiotischer Nahrungszusatz von Bedeutung.

Fermentierbare Ballaststoffe

Bei der Fermentation werden die Ballaststoffe mithilfe von Bakterien in Säure umgewandelt. Auf diesem Weg entstehen die wichtigen kurzkettigen Fettsäuren, die im Darm gebraucht werden.

Die wichtigste Fettsäure für den Darm ist die Buttersäure (Butyrat).

Fermentierbare Ballaststoffe sind also für unsere Darmbakterien als wichtig. Nur diese Ballaststoffe können von den Bakterien in die benötigten Fettsäuren umgewandelt werden.

Mehr über Darmbakterien und was passiert, wenn sie ins Ungleichgewicht geraten, liest du hier.

Nicht fermentierbare Ballaststoffe

Diese Ballaststoffe haben für unsere Darmbakterien keinen Nutzen. Je nachdem, ob und wie viel Wasser sie aufnehmen können, zählen zu den löslichen oder unlöslichen Ballaststoffen.

Du siehst, dass eine Einordnung manchmal nicht ganz leicht, aber wichtig ist. Deshalb belasse ich es bei dieser knappen Erklärung und gehe jetzt auf die einzelnen Ballaststoffe bzw. Präbiotika ein.

Die folgende Auflistung verschafft dir einen Überblick über die gängigen Ballaststoffe und Präbiotika und ihren sinnvollen Einsatz.

Pektin

Löslicher und fermentierbarer Ballaststoff

Präbiotikum

  • In isolierter Form (als Pulver) wird es im Dickdarm vollständig fermentiert.
  • Pektin in Obst und Gemüse wird weitgehend fermentiert.
  • Pektin wird im Dickdarm hauptsächlich zu Essigsäure umgewandelt.

Pektin ist zum Beispiel enthalten in Äpfeln, Aprikosen und Möhren. Besonders viel Pektin liefern die Schalen.

Als Nahrungsergänzungsmittel gibt es Pektin auch in Pulverform (isoliertes Pektin). Es besteht in den meisten Fällen aus Apfeltrester (so nennt man die Rückstände beim Herstellen von Apfelsaft).

Inulin

Löslicher und fermentierbarer Ballaststoff

Präbiotikum

  • Inulin löst sich gut in Wasser und ist von Darmbakterien fermentierbar.
  • Inulin regt die Vermehrung von Bifidobakterien und Laktobazillen an. Dadurch wird die Bildung von Butyrat (Buttersäure) unterstützt.

Inulin ist zum Beispiel enthalten in Topinambur, Chicorée und Artischocke.

Du erhältst es aber auch als Pulver (isoliertes Inulin).

Oligosaccharide

Lösliche und fermentierbare Ballaststoffe

Präbiotikum

  • FOS (Fructo-Oligosaccharide) Bestandteile von Pflanzenfasern
  • MOS (Manna-Oligosaccharide) unverdauliche Bestandteile von Hefezellwänden
  • Werden häufig in Fertigfutter eingesetzt.
  • Wirken sich positiv auf die Vermehrung von Bifidobakterien aus.

Laktulose

Löslicher und fermentierbarer Ballaststoff

Präbiotikum

  • Wird synthetisch hergestellt
  • Hat präbiotische Wirkung

Laktulose hat eine stark Wasser bindende Wirkung und wird deshalb gerne bei Durchfall eingesetzt

Flohsamenschalen

Enthalten lösliche und unlösliche Ballaststoffe

  • Flohsamenschalen sind schleimbildend, sodass sie auch als Schleimhautschutz genutzt werden können
  • Durch ihren hohen Anteil an unlöslichen Ballaststoffen haben sie eine sehr starke Quellfähigkeit. Sie können bis zum 40fachen an Flüssigkeit aufnehmen.

Dadurch, dass der Anteil an unlöslichen Ballaststoffen in den Flohsamenschalen so hoch ist, eignen sie sich hervorragend zum Regulieren der Kotkonsistenz und zur Erhöhung der Darmfüllung. Du kannst sie sowohl bei Durchfall als auch bei Verstopfung nutzen. Bei Verstopfung machen sie den Kot weicher und gleitfähiger. Bei Durchfall nehmen sie das überschüssige Wasser auf.

Wichtig ist, dass du die Flohsamenschalen in beiden Fällen ausreichend quellen lässt. Trockene Flohsamenschalen können auch bei einem Durchfall-Patienten sonst schnell zu Verstopfung führen.

Akazienfaser

Enthält lösliche und fermentierbare Ballaststoffe

Präbiotikum

  • Akazienfaserpulver enthält zu 80 % lösliche Ballaststoffe
  • bewirkt ein gutes Sättigungsgefühl

Akazienfaserpulver ist ein Nahrungsergänzungsmittel.

Zellulose

Enthält unlösliche Ballaststoffe

  • Zellulose ist eine Pflanzenfaser, die von den Dickdarmbakterien nicht fermentiert werden kann.
  • Zellulose ist ein guter Sattmacher
  • Durch ihr Quellfähigkeit kann Zellulose die Kotkonsistenz regulieren.
  • Zellulose wird auch angeboten unter dem Namen „Futter-Zellulose“

Hemizellulose

Enthält lösliche und/oder unlösliche Ballaststoffe

  • ein wichtiger Bestandteil von Pflanzenzellen
  • Hemizellulosen sind je nach Vorkommen anders zusammengesetzt und können deshalb in unterschiedlichen Formen vorkommen.
  • Werden häufig in Fertigfutter eingesetzt.

Hemizellulosen findest du unter anderem in den äußeren Schichten von Getreide. Hafer und Roggen enthalten zum Beispiel viel Hemizellulose in Form des schleimbildenden Pentosans.

Lignin

Enthält unlösliche Ballaststoffe

  • Lignin ist ein Pflanzenbestandteil, der die Verholzung fördert.
  • Lignin ist ein reiner Quellstoff, der als Ballaststoff auf die Kotkonsistenz einwirkt.
  • Wird häufig in Fertigfutter eingesetzt.

Diese Aufzählung ist nicht vollzählig, bietet dir aber schon einen ganz guten Einblick. Du weißt jetzt, welche Ballaststoffe auch gleichzeitig Präbiotika sind. Und welche hauptsächlich dazu geeignet sind, die Kotkonsistenz zu beeinflussen.

Wichtig bei der Gabe von Präbiotika und Ballaststoffen

  • Ballaststoffe in Form von Präbiotika dürfen in der Fütterung nicht fehlen. Wenn die guten Darmbakterien nicht ernährt werden, kippt das Gleichgewicht im Darm zugunsten der krankmachenden Keime. Die schlechten Bakterien brauchen nämlich keine Ballaststoffe, sondern freuen sich über unverdaute Proteine und Fette. Und die bekommen sie nur dann, wenn das Gleichgewicht im Darm gestört ist.
  • Ballaststoffe, egal in welcher Form, müssen immer langsam eingeführt werden. Der Darm ist ansonsten mit der hohen Menge von Quellstoffen und Bakterienfutter überfordert.
  • Die richtige Menge der Ballaststoffe hängt an vielen Faktoren. Bei selbst zusammengestellter Fütterung ist eine Menge von 0,5 – 1 g pro Kilo Körpergewicht ausreichend.
  • Ein wichtiger Faktor für die passende Menge ist die Kotkonsistenz. Wird der Kot mit der Gabe der Ballaststoffe zu weich, ist die Dosierung zu hoch.
  • Auch wenn Menge oder Anzahl der Häufchen mit der Verabreichung von Ballaststoffen zu groß wird, ist die Dosierung nicht richtig und muss reduziert werden.
  • Eine große Menge an wasserlöslichen Ballaststoffen kann dazu führen, dass die Dünndarmpassage durch die gelartige Beschaffenheit der Ballaststoffe zu kurz ist. Das kann negative Auswirkungen auf die Nährstoffaufnahme haben. Deshalb ist es wichtig, zusätzliche Ballaststoffe nicht nach Gefühl, sondern möglichst exakt, zuzugeben.

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