Verdauungsstörungen fallen nicht vom Himmel
Wenn du die dir Gedanken über die Verdauung deines Hundes machst, achtest du wahrscheinlich auf offensichtliche Anzeichen wie Durchfall oder Erbrechen. Dass diese beiden Symptome mit der Verdauung und damit auch mit der Gesundheit von Magen und Darm zusammenhängen, ist uns allen bewusst. Aber Verdauungsstörungen fallen nicht vom Himmel. Auch Erbrechen und Durchfall nicht.
Aber wann fangen diese Probleme denn an? Also, was ist zum Beispiel die Vorstufe einer verschobenen Darmflora? Auch eine Dysbiose entsteht ja nicht über Nacht, wenn wir mal eine Antiobiotika-Behandlung als Auslöser außen vorlassen. Normalerweise sendet der Organismus, bevor es zu großen Problemen kommt, immer wieder kleine Signale aus.
Und ich wage mal zu behaupten, dass bei den meisten meiner Patienten die ersten „sichtbaren“ Anzeichen vom Magen gesendet werden. Also nicht erst dann, wenn der Futterbrei vom Magen an den Dünndarm weitergegeben wurde, sondern schon vorher. Das tückische an den Magensymptomen ist nämlich, dass sie sehr häufig übersehen werden, weil sie so extrem unspezifisch und unauffällig sind.
Die Probleme mit der Verdauung fangen in fast allen Fällen langsam und schleichend an. Und dummerweise oft mit sehr unauffälligen und unspezifischen Symptomen. Was dazu führt, dass wir sie leicht übersehen. Aber genau diese unscheinbaren Symptome sind oft die ersten Warnsignale für eine entstehende Verdauungsstörung. Bleiben sie unbeachtet, können sie zu ernsthaften Magen-Darm-Erkrankungen führen.
Die unterschätze Rolle von Magensymptomen bei Hunden
Die Hilferufe des Magens, sind die Symptome, die am häufigsten übersehen werden. Wogegen der Darm meistens recht eindrucksvoll zeigt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Egal ob dein Hund mit Blähungen, lauten Darmgeräuschen oder mit Durchfall reagiert. Es passiert auf jeden Fall etwas, das nicht so leicht zu übersehen ist.
Ist es mit dem Magen tatsächlich so anders? Nein, eigentlich sind die Magensymptome genauso auffällig wie die Anzeichen, die der Darm zeigt.
Aber: sie werden nicht erkannt, weil sie keiner kennt.
Wenn du nicht weißt, worauf du achten musst, kann dir auch nicht auffallen, dass irgendetwas nicht stimmt. Oder erst dann, wenn die Probleme schon massiv auftreten. Dazu kommt, dass die Symptome oft ganz einfach falsch gedeutet werden.
Ein Hund, der am Tag immer wieder sein Maul aufreißt, als ob er gähnt, ist normalerweise nicht müde. Die meisten Hunde, die mehrmals täglich „gähnen“, möchten gerne das unangenehme Brennen im Hals loswerden.
Genauso ist es mit dem Schmatzen. Hunde, die immer wieder anfangen zu schmatzen, zeigen damit selten, dass sie sich wohlfühlen. Häufiges Schmatzen ist sehr oft ein Zeichen von Problemen mit aufsteigender Magensäure. Das Schmatzen wird dann durch den „ekligen“ Geschmack im Maul ausgelöst.
Warum ist es wichtig Magen-Symptome ernst zu nehmen?
- Du erkennst entstehende Krankheiten frühzeitig und kannst rechtzeitig eingreifen.
- Du verhinderst Folgeerkrankungen: Wenn du Magenprobleme unbehandelt lässt, können sie sich verschlimmern und zu weiteren Komplikationen führen. Die gesamte Verdauung kann sich verschlechtern und die Nährstoffaufnahme wird beeinträchtigt. Das wiederum zieht Probleme nach sich, die dann häufig mit dem Magen in Zusammenhang gesehen werden.
- Du verbesserst die Lebensqualität deines Hundes: Magensymptome können für deinen Hund unangenehm und schmerzhaft sein. Wenn du diese Symptome beachtest und angemessen behandelst, verbesserst du die Lebensqualität deines Hundes und hast mit Sicherheit einen glücklicheren und aktiveren Hund.
Wie Magenbeschwerden sich bemerkbar machen
Beobachtest du einzelne oder mehrere der folgenden Symptome bei deinem Hund? Dann kann es sein, dass dei Hund Anzeichen einer beginnenden Verdauungsstörung zeigt.
- Schmatzen
- Schlecken
- häufiges Gähnen
- Unruhe
- Aufstoßen
- Appetitlosigkeit
- Räuspern
- Gras fressen
- Erbrechen
Wenn du dir nicht sicher bist, wie du die Symptome einschätzen musst, dann führe für zwei – vier Wochen ein Futtertagebuch, in dem du deine Fütterung, Leckerlis und alle auftretenden Symptome festhälst. Das ist aus meiner Sicht die beste Methode, um ein Gefühl für die Symptome und ihre Intensität zu bekommen.
Vom Magen zum Darm: Der gefährliche Weg unbeachteter Symptome
Es ist tatsächlich ein häufiges Missverständnis, dass kleinere Magensymptome wie Schmatzen, Schlecken, Gras fressen, Gähnen, Unruhe und Appetitlosigkeit harmlose Verhaltensweisen oder vorübergehende Unannehmlichkeiten sind. In Wahrheit können sie die ersten Anzeichen einer tiefer liegenden Verdauungsstörung sein.
Diese Symptome sind oft Hinweise auf Sodbrennen oder eine Reizung der Magenschleimhaut, was immer auch auf eine bereits gestörte Verdauung hinweist.
Wenn diese Anzeichen lange Zeit ignoriert werden, kann sich die Situation verschlimmern. Die anfängliche Magenreizung kann zu einer gestörten Verdauung führen, weil das Futter im Darm nicht richtig vorverdaut wird. Dies belastet den Darm, da er mit schlecht vorverdautem Futter umgehen muss, was zu weiteren Problemen wie Durchfall, Verschiebungen in der Darmflora oder sogar schwerwiegenderen Darmerkrankungen führen kann.
Der Darm ist ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems des Hundes. Eine anhaltende Belastung oder Schädigung des Darms wirkt sich deshalb auch auf die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden deines Hundes aus. Langfristig können sich daraus chronische Erkrankungen entwickeln, die nicht nur das Verdauungssystem betreffen, sondern auch andere Körperfunktionen beeinflussen.
Von der Theorie zur Praxis: Die Geschichte von Berta
Berta, eine lebhafte Labrador-Hündin, war bekannt für ihre unersättliche Liebe zum Essen und ihre stets fröhliche Natur. Ihre Besitzerin bemerkte jedoch eines Tages kleine Veränderungen in Bertas Verhalten. Berta begann häufiger Gras zu fressen, schmatzte ohne ersichtlichen Grund und zeigte gelegentlich Unruhe. Von Freunden und Bekannten bekam ihre Besitzerin zu hören, dass das alles gut wäre und dass ihnen an Berta nichts auffalle.
Als Berta jedoch anfing, weniger zu fressen und manchmal sogar ihr Lieblingsfutter stehenließ, begann ihre Besitzerin sich ernsthafte Sorgen zu machen. Anfangs schob sie es auf das Alter, da Berta mit 8 Jahren auch keine junge Hündin mehr war. Vielleicht war sie ja doch etwas verwöhnt und mäkelig?
Die Wende kam, als Berta eines Tages ihr Futter erbrach. Frau Schneider brachte sie sofort zum Tierarzt. Nach einer gründlichen Untersuchung stellte der Tierarzt fest, dass Bella unter einer chronischen Gastritis litt, die wahrscheinlich durch unbehandeltes Sodbrennen verursacht worden war. Mit dieser Diagnose habe ich Berta und ihre Besitzerin kennengelernt.
Wir haben Berta zunächst auf Schonkost umgestellt und dann nach und nach das Futter an ihre Bedürfnisse angepasst. Vermutlich hat sie eine oder mehrere Komponenten ihres vorherigen Fertigfutters nicht vertragen und deshalb immer wieder mit Sodbrennen zu kämpfen gehabt. Bertas Gesundheitszustand hat sich erstaunlich schnell stabilisiert und heute kommt sie mit ihrer Kombi aus Reinfleischdose, Süßkartoffel, Gemüse und dem Zusatz von wichtigen Nährstoffen sehr gut zurecht.
Ihre Halterin hat in dem ganzen Prozess gelernt, wie wichtig es ist, auch auf die kleinsten Veränderungen in Bertas Verhalten und Wohlbefinden zu achten. Wenn Berta heute Anzeichen von Sodbrennen zeigt, zum Beispiel weil sie sich sehr aufgeregt hat, oder irgendwo etwas Falsches gefressen hat, dann ist das nur eine kurze Störung. Berta reagiert sehr gut auf Heilerde als Akut-Hilfe, sodass das Sodbrennen schnell wieder vorbei ist.
Und ich freue mich immer, wenn ich von den beiden höre, wie gut es Hund und Frauchen heute geht.
Früherkennung als beste Medizin
Die Geschichte von Berta wäre vielleicht nicht in einer chronischen Gastritis geendet, wenn ihr Besitzerin direkt gewusst hätte, worauf sie achten muss. Denn aufgefallen sind ihr die ersten Veränderungen bei Berta ja schon. Sie hat nur die Bedeutung der Symptome nicht gekannt und niemand hat sie ihr erklärt. Den Magensymptomen wird leider auch in vielen Tierarztpraxen zu wenig Bedeutung beigemessen, beziehungsweise sie werden ohne Ursachenforschung mit Magensäureblockern behandelt. Für einen kurzen Zeitraum haben die Magensäureblocker auf jeden Fall ihre Berechtigung, aber nicht länger als für zwei bis drei Wochen. In dieser Zeit kann sich die Magenschleimhaut wieder erholen und von ihren Verletzungen heilen.
Werden diese Präparate aber deutlich länger gegeben, wird die Verdauung erheblich gestört. Die Magensäure hat ja eine wichtige Funktion. Wird ihre Rolle bei der Vorverdauung der Proteine im Magen eingeschränkt, wirkt sich das relativ schnell auf den Darm aus. Dünndarm bekommt die Proteine nicht in dem Zustand, wie er sie eigentlich erwartet. Was wiederum bedeutet, dass er die Aufgabe der Magensäure eigentlich noch mit übernehmen muss. Das kann er nur bedingt, sodass ein Teil der Proteine aus dem Futter unverdaut bleibt.
Das wiederum hat zwei wichtige Folgen:
- Die schlechten Bakterien können sich ausgesprochen gut vermehren, weil sie sich im Gegensatz zu den guten Bakterien hauptsächlich von Proteinen ernähren. Es kommt zur Verschiebung der Darmflora.
- Die wichtigen Eiweiße aus dem Fleisch sind für den Organismus nutzlos, denn er kann sie nur aufnehmen, wenn sie ordentlich verdaut (in ihre Einzelteile zerlegt) sind. Nach der bakteriellen Verdauung durch die Dickdarmbakterien geht das leider nicht mehr. Alles, was jetzt noch da ist, verlässt den Hund als Häufchen.
Lange Rede kurzer Sinn, bei den meisten Hunden, zeigt der Magen sehr frühzeitig die ersten Symptome, wenn irgendetwas nicht rund läuft. Wenn du diese Anzeichen erkennst und beachtest, kannst du viele Probleme aufhalten oder zumindest abmildern. Denn die meisten Verdauungsstörungen fallen wirklich nicht vom Himmel. Sie bauen sich ganz langsam auf. Je früher du eingreifst und die Weichen anders stellst, umso größer ist dein Einfluss auf die Magen-Darm-Gesundheit deines Hundes. Denn die Magensymptome machen nicht am Magen halt, und Darmprobleme fangen nicht erst im Darm an. Die Verdauung ist ein super eingespieltes Team, das prima funktioniert. Aber nur, wenn alle mitmachen.
Ich bin bei meinem Hund seit Monaten dran, mit Tierarzt und Ernährungsberatung, rauszufinden was fie Ursache von seinen Magenproblemen ist. Ich freue mich auf den Workshop. Da gibt es sicher noch mehr Infos, worauf ich mich achten muss.
Mein Hund hat Magen