Über Magensäure wird viel geredet, aber was weißt du wirklich über Magensäure? Unsere Hunde haben häufig sehr große Probleme mit der Magensäure und deshalb ist es auch wichtig, ein paar Fakten über diese dringend notwendige, aber manchmal sehr unangenehme Säure zu kennen:

Was sagt dir der pH-Wert?

Der pH-Wert ist eine Maßeinheit für den sauren oder basischen Zustand einer wässrigen Lösung. Vielleicht erinnerst du dich noch an den Chemieunterricht in der Schule: Eine Base ist die Gegenspielerin der Säure und kann die Säure neutralisieren.

Wenn der pH-Wert bei 7 liegt, sprechen wir von einem neutralen pH-Wert. Die Lösung ist dann weder sauer noch basisch. Je kleiner die Zahl wird, desto saurer wird es.

Der pH-Wert im Magen deines Hundes liegt zwischen den Mahlzeiten bei ungefähr 6. Während der ersten 2 bis 3 Stunden, in denen das Futter im Magen ist, sinkt der pH-Wert bis auf 2.

Tipp 💡Im Kot sollte der pH-Wert zwischen 6,5 und max. 7,5 liegen. Und im Urin liegt ein gesunder pH-Wert bei 6,5.

Welche Aufgaben hat die Magensäure?

Auch wenn sie uns manchmal das Leben schwer macht, ist sie ein unverzichtbarer Bestandteil des Verdauungsvorganges.

Ihr Hauptaufgabe ist die erste Aufspaltung der Proteine aus dem Futter in kleinere Teile. Das kann sie aber nicht alleine, sondern nur mithilfe des Enzyms Pepsin.

In den Zellen der Magenschleimhaut wird hierfür Pepsinogen gebildet, das ist die inaktive Vorstufe des Pepsins.

Dieses Pepsinogen wird mithilfe der Magensäure in aktives Pepsin umgewandelt. Voraussetzung für diese Umwandlung ist, dass der pH-Wert im Magen unter 3 sinkt. Die Aufgabe von Pepsin ist die erste Aufspaltung der Proteine aus der Nahrung. Pepsin erledigt die Vorarbeit, und die Verdauungsenzyme im Dünndarm übernehmen dann den Rest.

Ist der pH-Wert im Magen zu hoch, wird das Pepsinogen nicht in Pepsin umgewandelt. Der Dünndarm bekommt den Nahrungsbrei natürlich trotzdem weitergereicht, aber nicht genügend vorverdaut.

Die zweite wichtige Aufgabe der Magensäure ist die Reduzierung von Keimen. In dem sauren Magenmilieu können die meisten Keime und Krankheitserreger, die dein Hund über die Nahrung aufnimmt, nicht überleben. Die Magensäure hat also auch eine wichtige Schutzfunktion für den Organismus.

Wann wird Magensäure gebildet?

Es gibt zwei Hauptaktionen, die die Bildung von Magensäure auslösen können.

  1. Der immer selbe Zeitpunkt, der Geruch, der Anblick von Futter (egal ob Napf oder Dose). Hier sprechen wir von der Gehirnphase. In dieser Phase reicht der optische Reiz, oder eben auch der Geruch oder der Zeitpunkt aus, um die Magensäureproduktion anzukurbeln.
  2. Die Magendehnung. Wenn die Magenwand durch die Futteraufnahme gedehnt wird, ist dies das Signal für die Abgabe von Magensäure und Pepsinogen.

Wenn du es noch genauer wissen möchtest:

Die G-Zellen des Magens werden durch den Futterbrei angeregt, das Hormon Gastrin abzugeben. Mit dem Blut wandert das Gastrin in die Belegzellen des Magens und sorgt dort für die Ausschüttung der Magensäure. Das musst du jetzt nicht unbedingt behalten, aber Gastrin spielt nachher, beim Helicobacter, nochmal eine Rolle.

Warum verdaut die Magensäure nur die Nahrung?

Weil der Magen in seinen sogenannten Belegzellen, Schleim und Bicarbonat bildet. Der Schleim schützt die Magenwand, in dem er vor ihr liegt. Das Bicarbonat hat die Aufgabe, die Säure abzupuffern. Wenn diese schützende und neutralisierende Schleimschicht nicht da wäre, würden die Magensäure und das Pepsin große Schäden anrichten. Pepsin hat die Aufgabe, die Proteine zu verdauen – es unterscheidet dabei nicht, ob es sich um Muskelfleisch aus dem Hundefutter oder der Magenwand handelt.

Wo genau sitzt die Magenschleimhaut?

Der Schleim, aus dem die Magenschleimhaut besteht, wird in den Belegzellen des Magens gebildet und legt sich wie ein Film über die Magenwand. Sie sitzt also auf der inneren Seite der Magenwand. Dadurch fungiert sie als Trennschicht zwischen der Magenwand und dem Futter/Salzsäuregemisch im Mageninneren. Sie ist deshalb neben dem neutralisierenden Bikarbonat der einzige Schutz für den Magen. Allerdings funktioniert dieser Schutz im Normalfall richtig gut.

Was passiert mit der Magensäure im Darm?

Auch der Dünndarm hat die Möglichkeit, sich gegen den ankommenden, sauren Futterbrei zu schützen. In den Ausführungsgängen der Bauchspeicheldrüse wird deshalb auch Bicarbonat gebildet und zusammen mit der Gallensäure und den Verdauungsenzymen abgegeben. Der pH-Wert des Bauchspeicheldrüsensekretes liegt ungefähr bei 8. Dadurch wird der pH-Wert des Futterbreis neutralisiert und die empfindliche Dünndarmschleimhaut geschützt.

Möchtest du es noch genauer wissen?

Das Signal für die Abgabe all dieser wichtigen Stoffe kommt aus der Dünndarmschleimhaut. Deshalb sollte sie immer in einem guten Zustand sein. Sonst kann sie die Signale nicht ordentlich senden und verursacht ungewollt Chaos.

Was kann die Magensäure anrichten?

Mit Säure ist nicht wirklich zu spaßen. Deshalb hat es die Natur auch so eingerichtet, dass die Magensäure deinem Hund nicht schaden kann. Dieser Schutzwall funktioniert aber nur so lange, wie alle Rädchen gut ineinandergreifen. Wird mehr Magensäure produziert, als Schleim zum Schutz der Magenwand vorhanden ist, kann es zu Verletzungen und Entzündungen kommen. Im schlimmsten Fall auch zu einem Durchbruch der Magenwand. Das ist aber der Worstcase und kommt wirklich so gut wie nie vor. Ich erwähne es nur der Vollständigkeit halber.

Mit Magenschleimhautentzündungen haben Hunde aber häufig zu tun. Die Auslöser sind vielfältig, die Folgen sehr schmerzhaft. Sie reichen von Erbrechen, über Sodbrennen bis hin zu starken Bauchschmerzen.

Die Magensäure kann aber nicht nur im Magen Schaden anrichten. Auch im Dünndarm, der ersten Station nach dem Magen, kann sie ihr Unwesen treiben. Zum Beispiel dann, wenn die Bauchspeicheldrüse schwächelt und es nicht schafft, den Säuregehalt ausreichend zu senken. Oder wenn der Schließmuskel zwischen Magen und Dünndarm nicht richtig arbeitet. Als Folge der starken Säureeinwirkung kann sich auch die Dünndarmschleimhaut entzünden.

Eine entzündete, angeschwollene Dünndarmschleimhaut kann wiederum Folgen für die Bauchspeicheldrüse haben und deren Funktionstüchtigkeit einschränken.

TIPP 💡Ob die Bauchspeicheldrüse in der Lage ist, Enzyme abzugeben, siehst du im Blutbild. Ob sie es auch tatsächlich ausreichend macht, erkennst du nur am Elastase-Wert im Kot.

Was verbindet Helicobacter mit der Magensäure?

Helicobacter sind kleine, spindelförmig gewundene Bakterien, die beim Menschen als Hauptauslöser von Magenschleimhautentzündungen angesehen werden. Diese kleinen Bakterien finden wir auch im Magen von vielen kranken Hunden, aber auch im Magen von gesunden Hunden. Bei entsprechender Symptomatik würde ich ihnen immer Beachtung schenken.

Helicobacter schützt sich vor der Magensäure, in dem er sich nicht im Magen, sondern in der Schleimhaut aufhält. An dieser Stelle reizen die Bakterien ärgerlicherweise die G-Zellen, die dadurch angeregt werden, Gastrin abzugeben. Und Gastrin, das hast du ja oben schon gelesen, regt die Magensäureproduktion an.

Das heißt zusammengefasst: Eine Helicobacter-Infektion kann (muss aber nicht) für eine übermäßige Magensäureproduktion zuständig sein.

TIPP 💡Helicobacter kannst du, je nach Labor, im Kot oder im Erbrochenen testen lassen.

Magensäure und Histamin

Histamin ist ein Gewebshormon, das unter anderem an der Magensäurebildung beteiligt ist. Es wird in unterschiedlichen Organen gebildet, eines davon ist der Magen. In speziellen Zellen wird hier Histamin gebildet und abgegeben. Und auch Histamin muss an die Säure produzierenden Zellen andocken, damit Magensäure freigesetzt wird. Ohne Histamin läuft im Magen gar nichts. Zu viel Histamin kann deshalb auch ein Zuviel an Magensäure bewirken. Da Histamin aber nicht nur vom Organismus gebildet wird, sondern auch mit der Nahrung aufgenommen wird, kann es einen Versuch wert sein, eine Zeit lang auf histaminbildende Nahrungsmittel in der Fütterung zu verzichten. Histamin kann auch Auswirkungen auf den Darm haben, aber darüber schreibe ich demnächst in einem weiteren Blogartikel

TIPP 💡Viel Histamin steckt zum Beispiel in Pferd und Wild.

Magensäure und ihr Verhältnis zur Schilddrüse

Auch die Schilddrüse hat manchmal zum Thema Magensäure etwas beizutragen. Und zwar dann, wenn die Schilddrüse nicht richtig funktioniert. Bei Hunden zeigt sich eine Schilddrüsenproblematik hauptsächlich in Form einer Unterfunktion (SDU – SchildDrüsenUnterfunktion). Bei einer SDU werden nicht genügend Schilddrüsenhormone gebildet. Weil die Schilddrüse überall mitmischt, verlangsamt das den gesamten Stoffwechsel – auch in Magen und Darm. Es kann zu einer reduzierten Gastrin-Bildung kommen und damit auch zu einem Magensäuremangel.

TIPP 💡Eine SDU kann sich zum Beispiel zeigen durch Müdigkeit, schlechtes Fell, Gewichtszunahme (kann sein, muss aber nicht) Verdauungsstörungen, Hautprobleme

Woran erkenne ich, ob mein Hund ein Problem mit der Magensäure hat?

Zu diesem Thema habe ich schon einen Blogartikel geschrieben „Magensäure, zu viel oder zu wenig?„, deshalb gehe ich hier nur noch einmal kurz auf die Symptome ein. Ein Hund kann sowohl unter zu viel, als auch unter zu wenig Magensäure leiden. Obwohl es völlig gegensätzliche Auslöser sind, sind die Symptome fast identisch:

  • Bauchschmerzen
  • Erbrechen
  • Schmatzen
  • Schlucken
  • Schlecken
  • Gähnen
  • Leerschlucken
  • hektisches Grasfressen

Wenn dein Hund solche Symptome zeigt, solltest du auf jeden Fall aufmerksam sein. Am besten hilft dir ein Tagebuch als Hilfsmittel, um etwas Ordnung in die auftretenden Symptome und eventuelle Zusammenhänge zu bekommen.

Schreibst du Hunde-Tagebuch, um den Auslösern auf die Spur zu kommen? Schreib mir doch mal von deinen Erfahrungen.

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