Warum Funktionsleckerli oft keine Lösung sind

Wenn dein Hund unter Verdauungsproblemen leidet, ist deine Sorge um seine Gesundheit verständlich. Die Palette der Symptome von Sodbrennen und Co und der dahinterstehenden Erkrankungen ist lang. Und die Probleme, die sich bei deinem Hund zeigen, sind nicht nur unangenehm, sondern können langfristig auch schwerwiegende Folgen haben. Außerdem sind sie nicht nur für deinen Hund belastend, sondern auch für dich als Besitzer*in. Genau hier setzen sogenannte Funktionsleckerli an. Sie werden als kleine Snacks vermarktet, die nicht nur lecker, sondern auch heilend sein sollen. Gerade bei Verdauungsbeschwerden versprechen sie schnelle Hilfe – und das auf praktische Weise. Doch bringen diese Leckerli tatsächlich die Lösung, die sie dir versprechen?  

Aus meiner Erfahrung lautet die Antwort: Nein. Funktionsleckerli sind selten mehr als ein teurer Marketing-Trend – und sie haben viele Nachteile. Lass uns genauer darauf schauen. 

Was sind Funktionsleckerli eigentlich? 

Funktionsleckerli sind Snacks, die angeblich mehr können als nur eine Belohnung zu sein. Sie sollen durch spezielle Inhaltsstoffe wie Kräuter, Vitamine, Probiotika oder Enzyme die Gesundheit deines Hundes unterstützen. Besonders bei Beschwerden wie Sodbrennen, Blähungen oder Kotfressen werden sie beworben. 

Die Idee klingt erst einmal vielversprechend: Warum nicht ein Leckerli verfüttern, das deinem Hund hilft und gleichzeitig schmeckt? Das scheint ja praktisch, einfach und zeitsparend zu sein. Doch in der Realität sieht meistens anders aus:

Der größte Nachteil ist, dass der heilende Effekt oft ausbleibt. 

Wichtige Fakten zu Funktionsleckerli

Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum die teuren Funktionsleckerli, die du gekauft hast, bei deinem Hund keinen sichtbaren Unterschied machen:

1. Die Dosierung ist zu gering 

Dass die Phytotherapie, also die Pflanzenheilkunde (auch Kräutermedizin genannt) eine anerkannte Heilmethode ist, brauche ich wahrscheinlich nicht extra zu betonen.

Auch der Einsatz von Probiotika für die Darmgesundheit hat in vielen Fällen nachweisbare Vorteile für Hunde mit Magen-Darm-Problemen. Aber sie wirken nur dann, wenn sie in therapeutischen wirksamen Mengen eingesetzt werden. Funktionsleckerli enthalten diese Wirkstoffe häufig in so niedrigen Dosierungen, dass sie bestenfalls als Ergänzung dienen können – nicht aber als echte Unterstützung bei Beschwerden. 

Um das zu verdeutlichen:

Diese Leckerli sollen Gras- und Kotfressen verhindern

Dann schauen wir uns die Zutatenliste mal etwas genauer an:

Omega-3 Fettsäure DHA. Mit dem Zusatz Omega-3 wird auf der Verpackung extra geworben. Sodass das Gefühl entsteht, die Menge würde für einen Hund ausreichen. Tatsächlich decken sie aber in der vorgeschlagenen Fütterungsmenge nur ca. 1/10 des Tagesbedarfs deines Hundes ab.

Enterokokken, sie werden hier als Probiotikum eingesetzt. Aber vielleicht hat dein Hund gar keinen Mangel an Enterokokken? Warum bekommt er sie dann jeden Tag? Wenn du mithilfe von guten Bakterien den schlechten Vertretern den Platz streitig machen willst, eignen sich Bifidobakterien und/oder Laktobazillen deutlich besser.

Kamille, Melisse, Fenchel... ca 0,03 g pro Leckerli (ich wollte eigentlich ein Bild einfügen, aber ich habe keine Waage, die so wenig abwiegen kann).

Und welcher Konservierungsstoff verwendet wird, bleibt ganz offen.

Hier ist ein weiteres Beispiel für Drops gegen Gras und Kotfressen:

Süßkartoffel (40%), pflanzliches Glycerin (Extrakte aus Ölsaaten von Raps, Leinsaat und Sonnenblumen), Insektenprotein aus Hermetia Larven (10,3 %), Moor (6 %), Flohsamen, Schafgarbe (2 %), Bierhefe, Karotte, Ananas, Ulmenrinde (1 %), Insektenfett der Hermetia Illucens, Rosmarin.

Moor enthält Huminsäure, und die ist gut, um den Darm zu unterstützen. Aber 6% in einem Leckerli sind verschwindend gering. Um auf 6 g Moor am Tag zu kommen, musst du täglich 100g Leckerli füttern. Die Alternative, Huminsäure als Pulver oder im flüssigen Heilmoor ist da wesentlich effektiver und günstiger.

Dasselbe gilt für die Ulmenrinde, in 100g Leckerli sind 1g Ulmenrinde. Mit 50 Leckerli am Tag bekommt dein Hund also 1g Ulmenrinde als Schleimhautschutz. Das scheint mir nicht sinnvoll zu sein, und auch wenn du sie selbst anrühren musst: Kauf dir die Ulmenrinde lieber als Pulver. Dann erkennst du auch genau, wieviel dein Hund wirklich braucht und ob sie ihm überhaupt hilft. Außerdem braucht dein Hund ca. 1-2 TL Ulmenrinde am Tag. Das wäre dann ca 150 Leckerli …

2. Die Kosten sind unverhältnismäßig hoch 

Funktionsleckerli sind oft deutlich teurer als herkömmliche Leckerli. Als Hundebesitzer willst du natürlich nur das Beste für deinen Liebling – und genau das nutzen die Hersteller aus. Doch der Preis steht oft in keinem Verhältnis zum Nutzen. Es wäre wesentlich kostengünstiger und vor allem effektiver, gezielte Heilmittel in therapeutischen Mengen zu verabreichen. Denn nur, wenn ein Heilmittel in Art und Menge auf die Symptome deines Hundes abgestimmt ist, kann es auch richtig wirken.

3. Zusätzliche Inhaltsstoffe können problematisch sein 

Funktionsleckerli sind keine reinen Heilmittel. Neben den beworbenen Wirkstoffen enthalten sie häufig Füllstoffe, Aromen, Konservierungsstoffe oder andere Bestandteile, die deinem Hund sogar schaden können. Besonders bei Hunden mit empfindlichem Magen oder chronischen Beschwerden können diese zusätzlichen Zutaten die Symptome verschlimmern. 

Pflanzliches Glycerin, hier anscheinend die Hauptzutat, ist ein Lebensmittelzusatzstoff E422 und wird in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, um Lebensmittel gleichzeitig zu süßen und vor Austrocknung zu schützen. Auch in der Kosmetikherstellung wird pflanzliches Glycerin als Feuchtigkeitsregulator genutzt.

Es ist nicht schädlich, kann aber bei zu hoher Dosierung Kopfschmerzen, Magenverstimmung oder Durchfall auslösen. Von einer sinnvollen Zutat in Hundeleckerli kann man wohl nicht sprechen.

In vielen Funktionsleckerli finden wir Bierhefe, die wiederum von vielen empfindlichen Hunden nicht vertragen wird.

4. Die Risiken von Funktionsleckerli 

Fuktionsleckerli machen nicht krank, aber auch nicht gesund. Sie können im besten Fall an der einen oder anderen Baustelle deines Hundes unterstützend wirken.

Du verschenkst wertvolle Zeit, um deinem Hund wirklich zu helfen.

Die Werbung für Funktionsleckerli ist sehr gut durchdacht und zielt genau auf deine Sorgen und Probleme mit deinem Hund ab. Viele positive Bewertungen von Hundebesitzer*innen verstärken das Gefühl noch, dass es sich hier um eine wirklich durchdachte Idee handelt.

Aber wenn dein Hund wirklich Probleme Hund, können niemals Leckerli die Lösung sein. Allein vor dem Hintergrund, dass dein Hund ein Individuum ist, das seine ganz speziellen Probleme hat, kann „ein“ Leckerli kein Allheilmittel sein.

Wenn du dich zu sehr auf solche Snacks verlässt, könnten andere, dringend notwendige Maßnahmen – wie eine Ernährungsumstellung oder eine gezielte Therapie – vernachlässigt werden. Das kostet wertvolle Zeit

Unverträglichkeiten, Allergien und Sodbrennen 

Viele Hunde mit Verdauungsbeschwerden reagieren empfindlich auf bestimmte Zutaten. Funktionsleckerli enthalten sehr viele einzelne Bestandteile, die bei deinem Hund Unverträglichkeiten oder allergische Reaktionen auslösen können. Ein Snack, der helfen soll, könnte so am Ende mehr schaden als nützen. 

Aber nicht nur die Unverträglichkeiten sind eine Gefahr. Gerade die Hunde magenempfindlichen Hunde, die eh schon unter Sodbrennen leiden, finden unter den vielen Komponenten fast immer etwas, das ihr Sodbrennen verstärkt.

Insektenprotein als Inhaltsstoff

Eine großes Problem ist aus meiner Sicht die häufige Verwendung von Insektenprotein in vielen Funktionsleckerli. Warum? Wir haben mittlerweile sehr viele Hunde mit Magen-Darm-Erkrankungen und Allergien. Die meisten haben durch viele Futterwechsel schon den größten Teil der gängigen Fleischsorten im Futternapf gehabt. Insekten sind bei diesen Hunden häufig noch eine Alternative, die als unbekannte Proteinquelle zum Beispiel für eine Ausschlussdiät genutzt werden kann. Wenn aber Leckerli schon Insektenprotein enthalten, fällt diese Möglichkeit auch weg.

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Was hilft wirklich bei Verdauungsproblemen?

Wenn dein Hund unter Verdauungsproblemen leidet, brauchst du keine halbherzigen Lösungen, sondern einen individuellen Ansatz. Jedes Tier ist einzigartig, und keine pauschale Lösung aus der Tüte kann die spezifischen Bedürfnisse deines Hundes abdecken. Hier sind die Schritte, die wirklich helfen: 

1. Verstehe die Krankengeschichte deines Hundes 

Der erste Schritt ist, die Ursachen der Beschwerden deines Hundes zu verstehen. Wann haben sie begonnen? Gibt es bestimmte Auslöser wie Stress, eine Futterumstellung oder Vorerkrankungen? Nur mit diesem Wissen kannst du gezielt handeln und die richtigen Maßnahmen ergreifen. 

2. Passe die Ernährung gezielt an 

Eine angepasste Ernährung ist das A und O bei Verdauungsproblemen. Leicht verdauliche, hochwertige Zutaten, die auf die individuellen Bedürfnisse deines Hundes abgestimmt sind, können viel bewirken. Oft lassen sich Symptome wie Sodbrennen, Blähungen oder chronische Entzündungen allein durch die richtige Fütterung deutlich verbessern. 

3. Setze Heilmittel gezielt ein 

Ob Kräuter, Probiotika oder Enzyme – Heilmittel wirken nur dann, wenn sie in der richtigen Dosierung eingesetzt werden. Die direkte Gabe dieser Mittel ist nicht nur effektiver, sondern auch besser kontrollierbar als über Snacks. So kannst du sicher sein, dass dein Hund genau das bekommt, was er braucht, ohne zusätzliche Belastungen. 

Fazit: Warum Funktionsleckerli keine Lösung sind 

Funktionsleckerli scheinen auf den ersten Blick praktisch – doch sie sind selten mehr als ein Marketing-Trend. Die Dosierung der heilenden Inhaltsstoffe ist meist zu niedrig, die zusätzlichen Zutaten können problematisch sein, und die Kosten stehen oft in keinem Verhältnis zum Nutzen. Für einen Hund mit ernsten Verdauungsproblemen sind solche Snacks keine ausreichende Unterstützung. 

Wenn du wirklich etwas für die Gesundheit deines Hundes tun möchtest, ist ein individueller Ansatz entscheidend, denn kein Hund ist wie der andere. Es gibt weder ein Super-Futter, dass alle Hunde vertragen, noch gibt es Leckerli, zu den Besonderheiten und Problemen deines Hundes passen.

Wenn dein Hund Probleme hat, dann ist es wichtig, den Auslöser herauszufinden. Das funktioniert nicht immer, aber wenn du die Fütterung und die Heilmittel so gut wie möglich optimierst, kommt es auf jeden Fall zu einer Verbesserung seines Gesundheitszustands.

Dein Hund verdient mehr als eine oberflächliche Lösung – er verdient eine Therapie, die auf ihn abgestimmt ist und nachhaltig wirkt. 

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