In diesem Blogartikel geht es nicht um spezielle Erkrankungen, sondern um die grundsätzlichen Fragen: Was ist eine Darmsanierung überhaupt? Wann braucht mein Hund eine Darmsanierung und wie geht das überhaupt?

Ich glaube, mein Hund braucht mal eine Darmsanierung. So oder so ähnlich höre ich es in meinem Praxisalltag recht häufig. Grundsätzlich ist das auch eine gute Idee, aber was ist eine Darmsanierung eigentlich? So richtig was darunter vorstellen, können sich wahrscheinlich die wenigsten. Ich schreibe diesen Blogartikel, für all die Hundebesitzer*innen, denen es ähnlich geht. Und die nicht wirklich wissen, ob und wann eine Darmsanierung notwendig ist.

Hinter dem Begriff Darmsanierung verbirgt sich der Wiederaufbau einer zerstörten oder aus dem Gleichgewicht gebrachten Darmflora verstanden. Also sowohl das Zufüttern von fehlenden Bakterien als auch das Rausschmeißen der nicht gewollten, krankmachenden Bakterien.

Aber bei der Frage, wie man das jetzt aber am besten in Angriff nimmt, kommt es schnell zu Diskussionen. Es gibt unzählige Mittelchen und Pülverchen zur Darmsanierung auf dem Markt. Außerdem gibt es mindestens genauso viele Chats und Foren im Internet, in denen Hundehalter*innen ihre eigenen Erfahrungen als das Nonplusultra darstellen. Das macht die Verwirrung für die meisten Ratsuchenden perfekt. Auch wenn viele der Tippgeber*innen mit bestimmten Produkten gute Erfahrungen gemacht haben, heißt das nur, das verwendete Mittel zu dem Problem des dazugehörigen Hundes gepasst hat. (Zu den Katzen komme ich weiter unten).

Deshalb möchte ich hier mal etwas Licht ins Dunkel bringen und folgende Fragen beantworten:

Was ist eine Darmsanierung?

Kurz und knapp versteht man unter einer Darmsanierung den Wiederaufbau der Darmflora. Wiederaufbauen muss man etwas, das vorher zerstört wurde. Und normalerweise weiss man dann auch ganz genau, wie das Ganze nach dem „Wiederaufbau“ aussehen soll. Beim Darm ist das etwas schwieriger, weil wir zunächst ja gar nicht wissen, was denn da genau zerstört wurde.

Mit Hilfe eines Darmflora-Screens können wir herausbekommen, in welchem Zustand sich die Darmflora aktuell befindet. Welche Bakterien sind in normaler Größenordnung vorhanden und von welchen gibt es zurzeit weniger als benötigt. Und vielleicht finden sich auch Keime im Darm, die deinen Hund krank machen (können) und die dort eigentlich gar nicht sein sollten. Zumindest nicht in großer Menge.

Um diesen Ist-Zustand festzuhalten ist ein Darmflorascreen eine sehr gute Möglichkeit. Aber so ein Befund ist tatsächlich nicht mehr als ein Foto von der derzeitigen Darmgesellschaft. Eine Momentaufnahme, die uns nur sagt, wer oder was sich dort gerade tummelt. Die wichtige Frage ist eigentlich:

Warum sieht die Darmflora so aus, wie sie aussieht?

Das Darmflorascreen hat jetzt einen Teil der Bewohner ans Tageslicht befördert. Es gibt uns aber keine Antwort darauf, warum sich die Darmflora so verändert hat.

Trotzdem ist es uns so ein Screen eine große Hilfe, denn es zeigt uns die Richtung bei der Ursachen-Suche. Je nachdem, wen wir im Enddarm vorfinden, können wir uns zum Beispiel mit der Frage nach der Herkunft beschäftigen. Jede Bakterienart bevorzugt bestimmte Nahrungskomponenten. Die einen verstoffwechseln am liebsten Fett und Proteine, andere benötigen Kohlenhydrate als Lebenselexier.

Dieses Wissen hilft dann wiederum bei der Suche nach dem Auslöser. Haben sich zum Beispiel viele Bakterien breitgemacht, die sich hauptsächlich von Eiweiß (Proteinen) ernähren, stellt sich zunächst die Frage: Wo kommt das Protein her, das plötzlich so auffällig viel im Dickdarm landet. Erst wenn ich diesen Auslöser gefunden habe, kann ich eine Therapie festlegen. Um den bestmöglichen Erfolg zu haben, sind häufig noch weitere, etwas umfangreichere Kotuntersuchungen nötig. Denn nur, wenn ich so viel Informationen wie möglich über den Darm meiner Patienten zusammentragen habe, kann ich gezielt helfen. Das tolle dabei ist, dass normalerweise eine einzige Kotprobe ausreicht, um alle wichtigen Untersuchungsergebnisse zu bekommen.

Wie kommt es zu einer gestörten Darmflora?

Das ist für mich die wichtigste Frage, die beantwortet werden muss. Denn der Darm ist in den seltensten Fällen der eigentliche Auslöser der Probleme. Mögliche Verursacher können zum Beispiel sein:

  • eine nicht passende Fütterung
  • anhaltender Stress
  • der Magen
  • die Bauchspeicheldrüse
  • die Gallensäuren
  • eine entzündliche Darmerkrankung (IBD)
  • medikamentöse Behandlungen (Antibiotika/ Magensäureblocker, …)

Wer oder was in solchen Fällen zuerst da war, die Henne oder das Ei, lässt sich sehr häufig gar nicht mit Sicherheit beantworten. Manchmal ist es nur ein kleiner Auslöser, der lange unbeachtet geblieben ist und dadurch den Stein ins Rollen gebracht hat. Trotzdem ist es wichtig, den roten Faden im Krankeitsverlauf zu finden, damit es zu einer dauerhaften Verbesserung kommt.

Wann ist eine Darmsanierung bei meinem Hund sinnvoll?

Der Aufbau der Darmflora ist dann richtig und wichtig, wenn es einen Befund gibt, der das erfordert. Wenn ich zum Beispiel bei einer umfangreichen Kotuntersuchung feststelle, dass mein Hund unter einer Verschiebung der Darmflora und außerdem an einer exokrinen Bauchspeicheldrüsenschwäche leidet, dann gibt dieses Ergebnis ganz klar einen Weg vor.

Natürlich ist die Behandlung von Hund zu Hund unterschiedlich, aber die Grundstruktur ähnelt sich schon. In meinem Beispiel müsste zuerst die Verdauungsschwäche behoben werden. Hier kann je nach Schwere der Erkrankung, vielleicht das Füttern verdauungsanregender Bitterstoffe ausreichend sein. In anderen Fällen müssen dagegen Verdauungsenzyme gefüttert werden, um eine ausreichende Verdauung sicherzustellen.

Aber in beiden Fällen ist es mit großer Wahrscheinlichkeit, durch die fehlende Verdauungsleistung der Bauchspeicheldrüse, zu einer Veränderung der Darmbakterien gekommen. In so einem Fall ist eine Darmsanierung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gesundung.

Immer dann, wenn die Darmflora durch äußere Einflüsse oder Erkrankungen durcheinandergebracht wurde, ist eine Darmsanierung sinnvoll. Wie umfangreich sie sein muss und was dafür benötigt wird, muss immer individuell entschieden werden. Pauschal geht das nicht. Auch wenn uns die Werbung immer wieder versucht, das vorzugaukeln.

Welche Symptome zeigt mein Hund, bei einer gestörten Darmflora?

Es gibt sehr viele Symptome, die auf einen gestörten Darm hinweisen. Ich stelle hier mal eine kleine Liste zusammen, die mit Sicherheit nicht vollständig ist und auch in keiner bestimmten Reihenfolge steht.

  • Blähungen
  • Durchfall
  • wechselnder Kot
  • schleimiger Kot
  • Schlitten fahren (auf dem Po rutschen)
  • Übelkeit
  • Bauchgrummeln
  • Gewichtsabnahme
  • Appetitlosigkeit
  • Juckreiz
  • Hautprobleme/Juckreiz
  • Allergien/Unverträglichkeiten
  • Lecken
  • Schmatzen
  • Leerschlucken
  • Gras fressen

Wir haben es hier mit vielen unterschiedlichen Symptomen zu tun, die nicht immer direkt auf eine geschädigte Darmflora hinweisen. Aber sie sind allesamt Anzeichen für Erkrankungen, die mit der Darmgesundheit in engem Zusammenhang stehen und sie deshalb auch beeinflussen

Wie mache ich eine Darmsanierung?

Wie gehst du nun am besten vor? Auch wenn es sich von mir jetzt etwas komisch anhört: Hol Dir fachkundige Hilfe.

Denn das allerwichtigste ist ein ausführliches Gespräch über die derzeitigen und eventuell früheren Probleme deines Hundes und natürlich auch über die bisherigen Behandlungen und ihre Erfolge beziehungsweise Misserfolge. Nur so kommt alles in den richtigen Zusammenhang.

Und auch nur so kannst du die richtigen Untersuchungen in die Wege leiten. Denn unnötige Untersuchung kosten auch nur unnötig Geld. Und wenn du wichtige Untersuchungen nicht machen lässt, ist dein Befund nicht so aussagekräftig, wie er sein könnte.

Wenn alles besprochen ist, die Kotprobe eingesammelt und ins Labor geschickt wurde, dann heißt es warten. Bis der Befund vorliegt, kann es je nach geforderter Untersuchung, schon mal ein paar Tage dauern.

Ist das Ergebnis da, muss es interpretiert werden. Jetzt kommt es darauf an, die richtigen Schlüsse aus den vorliegenden Werten zu ziehen. Nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen aber auch nicht alles auf die leichte Schulter nehmen. Hier ist auf jeden Fall etwas detektivischer Spürsinn und Fingerspitzengefühl gefragt. Auf jeden Fall brauchst du auch hier wieder fachkundige Unterstützung.

Wie der Therapieplan am Ende aussieht, hängt an Befund, Hund und Symptomen. Deshalb gibt es keine pauschalen Behandlungen, die wirklich auf lange Sicht wirksam sind. Das geht nur individuell.

Die Darmflora und die Ernährung

Das der Darm und die Ernährung ganz eng und untrennbar zusammenhängen, weiß jeder. Dasselbe gilt aber auch für die Darmbakterien. Auch sie können sich nur ansiedeln und vermehren, wenn sie vernünftig ernährt werden. Ansonsten fangen sie schnell wieder an zu schwächeln. Deshalb gehört zu einer Darmsanierung auch immer die Überprüfung der Fütterung. Denn nur wenn die Ernährung unserer Hunde stimmt, fühlen sich auch die Darmbakterien wohl. Und das ist ja das, was wir erreichen wollen mit einer Darmsanierung: Eine gut aufgestellte Darmflora mit vielen nützlichen Bakterien, die ihre Arbeit ordentlich erledigen können, weil sie selbst auch gut versorgt werden.

Darmsanierung bei Katzen

Ich habe ja oben schon angesprochen, dass ich auf dieses Thema noch kurz eingehen werde. Grundsätzlich kann man bei einer Katze genauso wie bei einem Hund die Darmflora wieder aufbauen. Auslöser für ein ungeklärtes Darmproblem kann zum Beispiel eine vorherige Antibiotikabehandlung sein. Oder eine Gastritis, die über einen längeren Zeitraum mit Magensäureblockern behandelt wurde. Aber auch bei Katzen spielen die Ernährung und Erkrankungen eine große Rolle beim Thema Darmgesundheit.

Manche Erkrankungen zeigen sich bei Katzen etwas anders als bei Hunden. Und natürlich ist es bei Freigängern schwierig, eine Kotprobe einzusammeln. Aber das größte Problem ist wohl die Akzeptanz der Heilmittel und Futterzusätze, die eine Darmsanierung mit sich bringt.

Aber, auch wenn es nicht so einfach ist, wie bei einem Beagle oder Labrador, funktioniert es auch Katzen. Es gibt ein paar Mittelchen, die sind für die meisten Katzen so unwiderstehlich, dass man ihnen tatsächlich das ein oder andere auch noch unterjubeln kann. Allerdings muss man bei Katzen wirklich mit der Minimal-Besetzung auskommen.

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