Manche Baustellen sind nicht sichtbar – bis der Boden absackt

So ist es manchmal auch bei Hunden mit Magen-Darm-Problemen. Es scheint oberflächlich alles in Ordnung: Die Blutwerte sehen gut aus, das Futter ist angepasst, die Schleimhaut wurde gestärkt.

Und trotzdem gibt es immer wieder kleine Einbrüche.

Blähungen. Fettiger Kot. Schlechter Appetit. Keine ganz schlimmen Symptome – aber genug, um das Gefühl zu hinterlassen: Irgendetwas stimmt nicht.

Eine mögliche Ursache bleibt oft unbeachtet: das Pankreas.

In diesem Artikel zeige ich dir,
– warum gerade sie oft nicht mitgedacht wird,
– wie sie still und leise in ein chronisches Ungleichgewicht rutschen kann,
– und worauf du achten solltest, wenn dein Hund einfach nicht stabil wird –
auch wenn du längst alles „richtig“ gemacht hast.

1. Die Bauchspeicheldrüse – das unterschätzte Organ im Hintergrund

Wenn wir an Verdauung denken, fällt uns meist zuerst der Magen ein. Oder der Darm. Vielleicht noch die Leber. Aber die Bauchspeicheldrüse? Die spielt oft nur dann eine Rolle, wenn ein Verdacht auf Pankreatitis im Raum steht – oder wenn irgendwann der Begriff „EPI“ fällt.

Dabei ist sie täglich im Einsatz – und zwar ganz still im Hintergrund.

Die Bauchspeicheldrüse (lateinisch: Pankreas) hat mehrere Aufgaben. Eine davon ist die Produktion von Verdauungsenzymen. Diese Enzyme werden erst dann aktiviert, wenn Futter im Dünndarm ankommt. Sie helfen dabei, Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate aufzuspalten – damit die Nährstoffe überhaupt aufgenommen werden können.

Was viele nicht wissen:
Die Bauchspeicheldrüse produziert diese Enzyme nicht einfach automatisch. Sie reagiert auf Reize – auf bestimmte Inhaltsstoffe im Futter, auf Botenstoffe aus dem Darm, auf hormonelle Signale.
Das heißt: Sie arbeitet nur so gut, wie die Kommunikation im Verdauungssystem funktioniert.

Und genau das wird ihr zum Verhängnis, wenn diese Kommunikation gestört ist.
Zum Beispiel durch eine gereizte Darmschleimhaut. Oder durch Medikamente, die das Zusammenspiel durcheinanderbringen. Oder durch ständige Futterwechsel, die dem Organ keine Chance geben, sich auf eine bestimmte Futterzusammensetzung einzustellen.

In vielen Fällen arbeitet das Pankreas nicht falsch, sondern nur nicht optimal.
Es reagiert zu spät, zu wenig oder über Wochen hinweg auf einem zu niedrigen Niveau – ohne dass das in einem Blutbild sofort sichtbar wäre.

Und genau deshalb gerät es so oft aus dem Blick.
Weil es still leidet.
Und sich erst meldet, wenn der Hund schon längst in einem dauerhaften Ungleichgewicht steckt.



2. Wenn Symptome nicht zusammenpassen – oder immer wiederkehren

Viele Hunde mit Pankreasproblemen passen in kein Schema. Sie haben nicht „typisch Magen“, nicht „typisch Darm“, und oft auch nicht das, was man sich unter einer klassischen Pankreatitis vorstellt.

Manche fressen plötzlich schlechter – aber nicht jeden Tag.
Andere erbrechen hin und wieder – meist morgens, manchmal auch erst am Abend.
Wieder andere haben Durchfall, der sich mit Phasen von fast normalem Kot abwechselt.
Oder sie zeigen nur vage Symptome wie Blähungen, Grummeln im Bauch oder auffällig fettigen Kot.

Was sie gemeinsam haben: Es wird nie ganz stabil.

Selbst wenn das Futter gut gewählt ist, die Fütterungszeiten angepasst wurden und die Darmschleimhaut schon mit Präparaten unterstützt wurde – irgendetwas stört den Rhythmus.
Und genau dieser Punkt ist wichtig:

👉 Wenn Symptome nicht vollständig verschwinden oder immer wiederkehren, lohnt sich ein Blick auf die Regulationsorgane im Hintergrund.

Das Pankreas ist kein „Problemorgan“, das von sich aus Ärger macht.
Aber es ist ein empfindlicher Mitspieler – und wenn es nicht optimal mit dem Magen-Darm-Trakt kommunizieren kann, entstehen Verdauungsprobleme mit wechselnden Gesichtern.

Ein Beispiel:

Ein Hund bekommt morgens sein Futter, wirkt zufrieden – und schmatzt zwei Stunden später. Das passiert nicht täglich, aber oft genug, um aufzufallen.
Die Ursache scheint diffus: Zu viel Futter? Zu leerer Magen? Falsche Zusammensetzung?
Aber was, wenn der Darm gar nicht genug Signale an die Bauchspeicheldrüse sendet – und die Enzyme nicht rechtzeitig bereitstehen? Dann wird das Futter nicht vollständig verdaut – und die Folge sind Gärung, Blähungen, Magendruck oder Übelkeit.

Solche Abläufe bleiben oft unbemerkt.
Weil sie nicht dramatisch sind. Und weil man sie sich anders erklärt.

Aber gerade dieses „es passt nicht richtig zusammen“ ist ein Warnzeichen.
Eines, das dich hellhörig machen sollte – besonders, wenn klassische Maßnahmen nicht greifen.

3. Die stille Entzündung – chronische Pankreatitis bleibt oft lange unentdeckt

Wenn du den Begriff Pankreatitis hörst, denkst du vielleicht an ein akutes Krankheitsbild: hohes Fieber, Erbrechen, starke Schmerzen, Klinik. Und tatsächlich kann eine akute Pankreatitis genau das sein – heftig, bedrohlich, sofort behandlungsbedürftig.

Aber es gibt noch eine andere Form, die viel häufiger ist – und viel leichter übersehen wird:
die chronische, unterschwellige Entzündung der Bauchspeicheldrüse.

Diese Form verläuft oft ohne eindeutige Symptome.
Oder besser gesagt: mit Symptomen, die nicht sofort zugeordnet werden können.
Mal wirkt der Hund empfindlich auf bestimmte Futtermittel. Dann hat er einen schlechten Tag, frisst schlecht – am nächsten Tag ist wieder alles normal. Die Phasen kommen und gehen, meist ohne klaren Auslöser.
Und irgendwann wird es „normal“. Der Hund ist halt empfindlich. Das Futter muss sehr vorsichtig angepasst werden. Die Symptome sind nicht schlimm genug, um in der Klinik abzuklären – und nicht eindeutig genug, um eine klare Diagnose zu bekommen.

Und genau darin liegt die Gefahr:
Die chronische Pankreatitis zeigt sich selten in Blutwerten oder im Ultraschall.
Selbst ein cPLI (canine Pankreas-spezifische Lipase), der bei akuten Entzündungen hilfreich ist, bleibt bei chronischen Reizzuständen oft im Normalbereich – oder steigt nur leicht an, ohne auffällig zu sein.

Viele Hundehalter:innen machen deshalb eine lange Odyssee durch:
Sie optimieren das Futter. Geben Magenschutz. Stärken die Schleimhaut. Unterstützen die Darmflora. Und trotzdem bessert sich das Bild nur langsam – oder gar nicht.

👉 Was dabei oft übersehen wird:
Eine chronische Reizung des Pankreas ist nicht immer ein sichtbarer Entzündungsherd.
Manchmal ist es eher ein funktionelles Erschöpfungssyndrom – die Enzymproduktion läuft nicht mehr im Takt, die Verdauung ist träge, die Rückmeldung an den Magen-Darm-Trakt gestört.

Und das führt zu genau den Symptomen, die so schwer greifbar sind:
• wechselnder Appetit
• unregelmäßiger Kot (mal weich, mal zu hart, mal fettig)
• Schmatzen oder Leerschlucken nach dem Fressen
• unklarer Gewichtsverlust trotz guter Fütterung

Eine stille Pankreatitis ist wie eine Baustelle, die keiner sieht – bis sich der Boden absenkt.
Und genau deshalb lohnt es sich, bei anhaltenden Symptomen nicht nur in Richtung Magen oder Darm zu denken.


4. Ein Teufelskreis: Warum sich die Bauchspeicheldrüse nicht von allein erholt

Wenn ein Hund immer wieder mit der Verdauung kämpft, suchen viele Halter:innen nach dem einen Auslöser: War es das Futter? Eine Belastung im Alltag? Eine übersehene Unverträglichkeit?

Doch manchmal liegt das Problem nicht nur in einem konkreten Auslöser – sondern in einem Kreislauf, der sich selbst erhält.

Die Bauchspeicheldrüse arbeitet im Zusammenspiel mit Magen und Darm.
Sie reagiert auf Futterreize, auf hormonelle Signale, auf Botenstoffe aus dem Dünndarm. Nur wenn diese Reize ankommen, produziert sie die nötigen Enzyme, die das Futter aufspalten und verdaulich machen.

Doch was passiert, wenn diese Signale ausbleiben?
Zum Beispiel, weil die Darmschleimhaut gereizt ist?
Oder weil ständig Futter gewechselt wurde, der Darm gestresst ist, die Darmflora nicht im Gleichgewicht?

Dann produziert das Pankreas weniger Enzyme.
Und das führt dazu, dass die Verdauung schlechter funktioniert.
Was wiederum den Darm zusätzlich belastet – und damit noch weniger Signale entstehen lässt.

👉 Ein klassischer Teufelskreis entsteht:
Weniger Enzyme → schlechtere Verdauung → mehr Reizung → weniger Signale → noch weniger Enzyme.

Was dabei tückisch ist:
Die Bauchspeicheldrüse ist nicht „kaputt“.
Sie könnte theoretisch leisten, was gebraucht wird – aber sie tut es im Moment nicht.
Und ohne gezielte Unterstützung ist es schwer, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Viele Hunde hängen genau hier fest:
Nicht krank im klassischen Sinne. Aber auch nicht gesund.
Immer wieder kleine Symptome. Nie ganz stabil.

Das zu erkennen, ist der erste Schritt.
Denn: Wer den Kreislauf versteht, kann ihn gezielt unterbrechen – und der Verdauung helfen, sich zu erholen.



5. Wann du genauer hinschauen solltest – auch ohne eindeutige Diagnose

Nicht jedes Symptom bedeutet automatisch ein Pankreasproblem.
Aber wenn sich bestimmte Muster immer wieder zeigen – oder sich dein Bauchgefühl meldet, obwohl die Laborwerte nichts hergeben –, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Denn viele Hunde zeigen über Wochen oder Monate kleine, wiederkehrende Auffälligkeiten, die oft nicht ernst genommen werden, weil sie nicht dramatisch wirken.

Hier sind typische Hinweise, bei denen es sich lohnt, auch an die Bauchspeicheldrüse zu denken:

  • dein Hund verliert Gewicht, obwohl du schon mehr fütterst als er braucht
  • plötzliche Appetitlosigkeit – aber nicht dauerhaft, sondern wechselhaft
  • der Kot ist auffällig wechselhaft in der Konsistenz und Menge
  • der Kot riecht faulig, gärend oder nach unverdautem Futter
  • Bauchgeräusche oder Blähungen trotz gut verträglichem Futter
  • Sodbrennen-Symptome, die unter Futterumstellung nur teilweise besser werden
  • immer wieder Durchfall – ohne klaren Auslöser

Diese Anzeichen können viele Ursachen haben – das stimmt.
Aber: Wenn sich mehrere dieser Punkte häufen, ohne dass sich unter klassischer Unterstützung wie Magenschutz, Futteranpassung oder Schleimhautpflege eine nachhaltige Besserung zeigt, kann die Bauchspeicheldrüse beteiligt sein – auch ohne eindeutige Laborbefunde.

Je früher ein Regulationsproblem der Bauchspeicheldrüse erkannt wird, desto leichter lässt sich der Organismus wieder ins Gleichgewicht bringen.

Doch genau hier geraten viele ins Stocken:
Man hat schon vieles ausprobiert – und trotzdem fehlt der entscheidende Impuls.

6. Und jetzt?

Vielleicht hast du deinen Hund schon mit viel Geduld begleitet.
Futter angepasst, Zusätze gegeben, auf Stress geachtet, den Darm gestärkt.
Aber irgendwie bleibt das Gefühl, dass noch etwas fehlt – dass sich das Puzzle nicht ganz zusammensetzt.

Dann kann es hilfreich sein, einen Schritt zurückzutreten – und gezielt nachzuschauen, ob es an einem der übersehenen Mitspieler liegen könnte.
Die Bauchspeicheldrüse ist so ein Mitspieler. Ein Organ, das im Hintergrund wirkt – aber den gesamten Ablauf der Verdauung prägt.

Wenn du lernen möchtest, woran du solche Prozesse erkennst,
wenn du verstehen willst, wie du deinen Hund gezielter unterstützen kannst,
und wenn du Klarheit suchst – auch ohne perfekte Blutwerte oder eindeutige Diagnosen –
dann lade ich dich herzlich ein:

Du brauchst kein Vorwissen – nur die Bereitschaft, genau hinzusehen.
Denn manchmal liegt die Lösung genau dort, wo man zuletzt gesucht hat.